Aurelius Augustinus

Die Welt ist ein Buch. Wer nicht reist, sieht nur eine Seite davon.
~Aurelius Augustinus~

Sonntag, 17. Juli 2016

Kubanische Lebensfreude

Kuba ist in den letzten Monaten in aller Munde gewesen, da sich das Land wieder den USA annähert. Barack Obama war im März auf Kuba und traf Raul Castro, ein historisches Treffen. In Kürze dürfen amerikanische Kreuzfahrtgesellschaften das Land anfahren und Fluggesellschaften hinfliegen. Ich bin sehr gespannt, wie sich das Land und seine Menschen entwickeln werden, sobald sie dem amerikanischem Einfluss ausgesetzt sind. 

Es gibt heutzutage noch kaum Länder, in denen es nicht an jeder Ecke ein Mc Donalds, Burger King oder KFC gibt. Derzeit ist Kuba noch ein solches Land und man könnte darüber streiten, was eine Öffnung für positive und negative Effekte haben wird. Ich bin froh, habe ich Kuba erlebt, wie es vorher war. Obwohl man uns vor Ort gesagt hat, dass sich in den letzten Jahren allemal schon bestimmte Dinge geändert haben.

Meine Reise nach Kuba liegt mittlerweile schon mehr als ein Jahr zurück. Meine Kollegin (und super Reisegefährtin) Corinna und ich sind im April 2015 nach Kuba geflogen und haben eine Rundreise mit anschliessendem Badeaufenthalt dort gemacht. Insgesamt war es eine sehr erholsame Reise.

Zwei Wochen lang kein Internet


Man mag es kaum glauben, aber wir haben es überlebt. Zwei Wochen lang reisten wir ohne Internet und mit begrenztem Kontakt zur Heimat. Das darf man jetzt nicht falsch verstehen, auf Kuba gibt es Internet. Wir hätten in den Hotels aber sehr viel dafür zahlen müssen und hätten keine Garantie gehabt, dass es dann auch tatsächlich funktioniert. Schlussendlich war es wohl das beste, das uns passieren konnte.

Anstatt am Abend im Hotel wie Zombies (oder besser Smombies) in unsere Smartphone zu starren, haben wir uns viel unterhalten. Sei es einfach über den Tag und das Erlebte oder Gott und die Welt. Manchmal haben wir auf unseren Kameras die Bilder vom Tag angeschaut oder im Reiseführer spannende Themen zum Land und den Leuten nachgelesen.

Dies klingt nun vielleicht so als wäre Kuba ein Geheimtipp. Das ist schon lange nicht mehr so. Kuba ist sehr touristisch und die Nachfrage hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. Als wir dort waren, hatte es bereits Engpässe bei den Bussen und Reiseleitern. Wir haben eine Reiseleiterin getroffen, die erzählt hat, dass ihre Gruppe am nächsten Tag ankommt und bislang stand noch kein Bus zur Verfügung. Auch Unterkünfte und Mietwagen werden knapp. Kuba wird von den Touristen förmlich überrannt. 


Mit Air Canada via Toronto nach Havana


Für uns war Air Canada die beste Lösung für die Anreise. Die direkten Flüge, die Havana oder Varadero anfliegen, waren bereits sehr gut ausgelastet und dementsprechend teuer. In Toronto hatten wir bei Hin- und Rückflug jeweils ca. vier Stunden Aufenthalt, was sich noch im Rahmen hielt. Der Flug von Toronto nach Havana startete schon ganz dramatisch, zum Glück nicht für uns. Vor uns sassen ein paar Kanadier, die nach einer Weile ihr Gepäck draussen vor der Maschine entdeckten. Das fanden sie alle noch lustig bis zu dem Zeitpunkt als wir das Gate verliessen. Dann nämlich merkten sie, dass wir ohne ihr Gepäck abfliegen würden. Und dann begann das Drama...

Eine der Damen fing panisch an nach der Flugbegleiterin zu klingeln. Als diese widerwillig erschien, erklärte sie ihr das Problem und bat, die Maschine zu stoppen. Nach kurzen Verhandlungen mit dem Piloten, kam die Flugbegleiterin zurück und teilte mit, dass es nicht möglich sei zum Gate zurückzukehren. Der Fehler lag beim Bodenpersonal und das Gepäck würde mit dem nächsten Flug nach Havana geschickt werden. Die Kanadier hatten einen sehr knappen Anschluss gebucht, haben es selbst auf den Flieger geschafft, das Gepäck aber nicht, da das Bodenpersonal den Flieger bereits geschlossen hatte.

Jetzt denkt man, es wäre ja alles nicht so schlimm. Sie müssten nur einen Tag auf das Gepäck warten. Aus dem anschliessenden Gezetter konnten wir aber raushören (eben, wir sassen grad hinten dran), dass sie alle auf eine Kreuzfahrt gingen und das Schiff am folgenden Tag ablegen würde. Ja, das fing schon mal gut an. Wir hofften inständig, dass wir in Havana unsere Koffer erhalten würden. Also, mein Koffer war von aussen etwas nass, sonst war alles gut. Im Ankunftsbereich erwartete uns auch schon der Fahrer für den Transfer zum Hotel. Diesen hatten wir schon mal organisiert, da wir nach 22 Uhr landeten.

Die Altstadt von Havana


Unser Hotel in Havana lag sehr zentral in der Nähe der Altstadt und bildete somit den perfekten Ausgangspunkt für unsere ersten Erkundungen auf eigene Faust. Den ersten Tag verbrachten wir damit uns einzugewöhnen, wir wechselten Geld und kauften Wasser. Kleine Anekdote dazu. Bei einem der Läden liessen wir uns übers Ohr hauen und kauften abgefülltes Leitungswasser. Gemerkt haben wir das natürlich erst nach einem grossen Schluck und der Feststellung, dass das Wasser komisch schmeckt. Tja, da waren wir wohl zu vertrauensseelig. Selbstverständlich lernten wir daraus.

Wir lernten auch, dass man auf Kuba nicht mal so in einen Supermarkt geht und kauft, was man möchte. Es hat allgemein nicht so viele Supermärkte und die, die wir gesehen haben, verfügen nicht annährend das umfangreiche Angebot, von dem wir profitieren. Man kauft einfach das, was es hat. In Kuba gibt es auch nach wie vor die Lebensmittelkarte. Darüber können die Einheimischen Grundnahrungsmittel wie zum Beispiel Reis beziehen. Gemäss unserer Reiseleiterin reicht dies aber bei weitem nicht aus.

Ausserdem merkten wir schnell, wie viel Aufmerksamkeit wir als blonde Europäerinnen auf uns zogen. Wir wurden sehr oft angesprochen oder man pfiff uns nach. Es war allerdings alles sehr harmlos und wir wussten damit umzugehen. Trotzdem war es in solchen Momenten nicht immer einfach, nett zu bleiben oder die Typen zu ignorieren. Für sie ist das normal und eigentlich meinen sie es nicht so. 

Oro de Verde


Für einen Tag haben wir ab Havana den Ausflug "Oro de Verde" gebucht. Und obwohl der Ausflug vergleichsweise teuer war, hat es sich voll gelohnt. Wir konnten im Landesinneren eine Zuckerrohrfabrik anschauen, wohlbemerkt ein staatlicher Betrieb. Unsere Reiseleiterin holte uns im Hotel ab und wir fuhren in einem Taxi zur Fabrik. Die restlichen Teilnehmer unserer Gruppe kamen mit dem Bus aus Varadero und wir trafen sie dort. Unsere eigentliche Gruppe hatte am Tag davor ihren Flug verpasst und so mussten wir uns der anderen Gruppe anschliessen.

Die Gruppe war aber super. Eine reine Schweizer Gruppe, die mit Vögele Reisen eine Rundreise durch Kuba machte. Sie waren bereits am Ende ihrer Reise und genossen den Strand in Varadero. Dementsprechend waren sie schon voll auf das kubanische Leben eingestellt und sahen alles ziemlich locker. Nach einer kurzen Vorstellung waren wir vollauf akzeptiert und Teil der bestehenden Gruppe. 

Und es war wirklich cool, in den Ablauf der Zuckerherstellung zu schauen und die einzelnen Schritte direkt vor Ort erleben zu können. Der Zuckerrohr wird auf den Feldern geschnitten und in grossen Waggons auf Schienen zur Fabrik transportiert. Dort kippen die Waggons und der Zuckerrohr gelangt in der Verarbeitungsmaschinerie der Fabrik. Als erstes wird der Saft ausgepresst, der Saftz gekocht und die Melasse anschliessend zentrifugiert. Wir sind also mit unseren Bauhelmen durch die Fabrik gestiefelt und haben an verschiedenen Stationen das Produkt probiert. Das war wirklich sehr spannend und ich fand es toll, dass wir als Touristen diese Möglichkeit bekommen haben. 

Zum Abschluss gab es frischgepressten Zuckerrohrsaft mit einem Schuss Havana Rum. Natürlich! Schliesslich war es schon 11:30 Uhr. Da wir zu dem Zeitpunkt erst ein paar Tage auf Kuba waren, fanden wir das schon recht komisch. Der Rest unserer Gruppe schien dies völlig normal zu finden und meinte, wir sollten uns so schon mal auf die nächsten 10 Tage einstimmen. Corinna und ich haben konnten uns noch die Saftpresse genauer anschauen. Die Kubaner sind wirklich ein nettes Volk.

Auf dem Ausflug haben wir noch andere Sachen gemacht, der ging schliesslich einen gazen Tag. Wir sind mit einem lokalen Zug in ein Dorf gefahren, das heutze eigentlich mehr eine verlassene Ruine ist. Und zum Abschluss gab es noch ein Fest mit Salsamusik und Tanzen (ohne uns - ich habe mich an den Rum gehalten). 

Ist alkoholfrei wirklich ALKOHOLfrei??


Das haben wir uns einen Tag später wirklich gefragt. Wir hatten für den Abend ein Ticket für den Buena Vista Social Club mit Abendessen erstanden. Es waren auch ein paar andere Leute aus unserer Rundreisegruppe dabei. Leider waren sie alle leicht kompliziert als es darum ging, die Zeit bis zum Einlass zur Show totzuschlagen. So entschieden Corinna und ich uns, allein in eine kleine kubanische Bar an der Ecke einzukehren. 

Ich nahm ein Bier und Corinna sagte dem Barmann, dass sie etwas Alkoholfreies wollte. Er schien grad zu wissen, was er servieren könnte. Kurze Zeit später standen die Getränke auch auf unserem Tisch und wir stiessen auf den Abend an. Ich war zufrieden. Was kann man bei einem Bier auch falsch machen? Irgendwie stellte sich nach Corinnas erstem Schluck aber heraus, dass der gute Herr das mit dem alkoholfrei nicht ganz ernst genommen hatte. Der Drink sah fein aus und war fruchtig... schmeckte aber verdächtig nach Sangria?! Ja, der Gute hatte einfach mal Rotwein mit Saft gemischt. 

Schlussendlich wurde es ein sehr lustiger Abend. Wir assen gut, wir hatten Spass und die Musik war toll. Beim Buena Vista Social Club ist es einfach so, dass die Musiker alle schon sehr alt sind. Das Highlight an späten Abend war eine über 90 Jahre alte Frau, die uns irgendwie sehr stark an Micheal Jackson erinnerte. Herrlich!

Reisen in der Gruppe


Eigentlich ist es ja genau das, was ich beruflich mache, oder gemacht habe. Ich organisiere Gruppenreise weltweit. Dann aber an eben genau so einer Gruppenreise teilzunehmen, war schon was besonderes. Wir hatten eine gute Reiseleitung, die Gruppe war nett und die Route hatten wir uns ja irgendwie ausgesucht. Ich kann also gar nichts schlechtes sagen. Es war alles in allem sehr schön. Wir haben ein Stadtbesichtigung in Havana gemacht, das Tal von Vinales besucht, einen Spaziergang durch Trinidad unternommen und das Che Guevara Mausoleum in Santa Clara angeschaut. Wir hatten durchweg gute Hotels und auch gutes Essen.

Natürlich ist es immer das, was man daraus macht. Es war nicht immer alles perfekt. Im letzten Hotel auf der Rundreise, zum Beispiel, in Remedios, haben sie bei unserer Ankunft gerade Renovierungen durchgeführt. Aus diesem Grund war der Strom abgestellt und sollte erst ab dem frühen Abend wieder laufen. Wir nahmen es locker und machten eine kleine Entdeckungstour durch das Dorf. Wir gingen in einen kleinen Supermarkt und machten viele Bilder. Schliesslich lagen wir bei offener Tür auf dem Bett und schauten unsere Fotos auf den Kameras an. Ein paar Teilnehmer unserer Gruppe kamen vorbei und fanden es ja "so schrecklich", dass nichts lief. Naja, die hatten halt Luxusprobleme... und ging es tiptip.

Ein wunderschöner Abschluss


Das war für mich eindeutig Cayo Santa Maria. Das ist eine Insel im Norden von Kuba, die über einen fast 50 km langen Damm mit dem Festland verbunden ist. Man kann sich das eigentlich kaum vorstellen. Schön ist es aber allemal. Der Bus brachte uns bis zu unserem Hotel, ein Hotel der spanische Kette Mélia. Normalerweise bin ich nicht unbedingt Fan von All Inclusive, für ein paar Tage war das aber ok. Der Strand hat es alles wieder aufgewogen.

Man muss sich das vorstellen: weisser Sand, fein wie Puderzucker, und türkisblaues Wasser in Badewannentemperatur. Wer Abkühlung wollte, musste schon etwas weiter rausschwimmen. Es hatte keine bis kaum Wellen. Ein absoluter Traum. Naja, und dann kommen wir zu den Vorzügen von All Inclusive. Wenn man Durst hat, geht man einfach an die kleine Beach Bar und bestellt, was man möchte.

Auch das Essen war ok. Am Buffet gab es eine genug grosse Auswahl, so dass wir immer satt geworden sind. Ansonsten würde ich behaupten, dass man wegen dem Essen nicht nach Kuba fahren muss. Es gibt feines Essen. Es ist aber eher einfach. Hühnchen mit Reis und Bohnen und dazu eventuell noch frischer Kohlsalat. Grüner Blattsalat kennt man auf Kuba wohl nicht. Es war ok. Dafür hatten sie jede Menge Minze für einen leckeren Mojito

Ein Hoch auf das Vitamin R (= Rum)


Und unsere erste Gruppe beim Ausflug zur Zuckerrohrfabrik sollte Recht behalten. In Kuba trinkt man sehr viel Alkohol. Ob bei der Stadtbesichtigung an der bekannten Bar von Ernest Hemingway oder bei einer Pause während der Busfahrt. Überall kann man günstig einen leckeren Drink mit Rum bekommen, ob als Mojito oder Pina Colada. 

Kuba ist ein schönes Land und definitiv einen Besuch wert. Ich bin froh, habe ich es noch vor der Öffnung für die Amerikaner gesehen. Es bleibt spannend wie es für Land und Leute weitergeht. 







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