Aurelius Augustinus

Die Welt ist ein Buch. Wer nicht reist, sieht nur eine Seite davon.
~Aurelius Augustinus~

Freitag, 14. Juli 2017

Peru, Peru - Zwei

Lange hatte ich überlegt, wie ich Peru denn nun bereisen wollte. Es gibt sehr gute und moderne Busse, die fast alle touristisch interessanten Orte anfahren. Irgendwann während meiner Recherche hatte ich von Peru-Hop erfahren. Ähnlich Kiwi Experience in Neuseeland fahren die Busse von Peru-Hop eine bestimmte Strecke ab, für die verschiedene Tickets zur Verfügung stehen. Unterwegs kann man aussteigen und an den angefahrenen Orten bleiben, so lange man will. Danach einfach wieder einsteigen und mitfahren. In Huaraz hatte ich bereits online ein Ticket gelöst, das mich von Lima nach Cusco bringen sollte. Ab dort wollte ich dann weiter schauen. 

Ich wurde also früh am Morgen an meinem Hostel in Lima abgeholt. Nach einer grossen Runde durch die Stadt und nachdem alle Reisenden im Bus waren, fuhren wir zu einem Aussichtspunkt. Dieser befindet sich im ärmsten Viertel von Lima, wo viele Häuser weder Strom noch Wasser haben. Man kann von einem Slum sprechen, jedoch von einem mit Aussicht auf den Pazifik.

Oben am Aussichtspunkt gibt es ein Kriegsdenkmal sowie eine etwas lächerlich aussehende Christusstatue, ähnlich der in Rio. Lächerlich sieht sie aus, weil das Verhältnis zwischen den einzelnen Gliedmassen überhaupt nicht stimmt. Anscheinend wurde der Bau dieser Statue immer teurer. Nachdem der Kopf fertig war, entschied die Regierung, dass die Statue kleiner sein sollte. Und nachdem die Arme ebenfalls fertiggestellt waren, wurde die Grösse nochmals reduziert. Laut unserem Guide halten die Limenos nicht viel von diesem Kunstwerk. Anschliessend ging es raus aus Lima. Unser Ziel an diesem Tag sollte Paracas sein. 




Das Galapagos des armen Mannes


Paracas ist eine kleine Küstenstadt, die neben ihren zwei Hauptsehenswürdigkeiten nicht viel bietet. Nach einer halben Stunde hat man alles gesehen. Die Sehenswürdigkeiten, die all die Touristen anlocken, sind der Nationalpark Paracas und die Islas Ballestas. Beides wollte ich besuchen, wobei der Ausflug in den Nationalpark bereits im Ticketpreis für den Bus inkludiert war. Um den Ausflug zu den Islas Ballestas kümmerte ich mich selbst, denn in meinem Hostel gab es ein gutes Angebot dafür. 

Die Islas Ballestas werden oft als die Galapagos Inseln des armen Mannes bezeichnet. Was in Ecuador schwer erreichbar und recht kostenintensiv zu bereisen ist, kann in Peru im kleinen Rahmen innerhalb weniger Stunden und zu einem doch günstigen Preis entdeckt werden. Auch wenn die Islas Ballestas noch lange nicht bieten, was die Galapagos Inseln haben, hat mir der Ausflug dahin sehr gut gefallen. Morgens fuhr ich mit jeder Menge anderer Touristen mit einem Boot rund 20 Minuten raus auf das offene Meer. Unterwegs hielten wir noch an einer grossen Felszeichnung in Form eines Kerzenständers. Hier weiss man nicht genau, worum es sich handelt und welchem Zweck es diente. 


Schliesslich erreichten wir die Insel und sahen jede Menge Seevögel, Seelöwen und auch vereinzelt Pinguine. Einige dieser Pinguine waren gerade über ihren Nestern am Brüten und die Seelöwen aalten sich auf den Felsen in der Sonne. Die Inseln bestehen aus Fels und sind über und über mit Guano - Vogelscheisse- bedeckt. Das kann dann auch schon etwas stinken. Alle paar Jahre wird dieses Guano von den Felsen entfernt und verkauft. Unser Bootsfahrer machte auf dem Rückweg noch einen Abstecher zu einer anderen Insel. Diese gehört zwar offiziell nicht zu den Islas Ballestas, aber hier sahen wir eine grosse Gruppe Seelöwen ganz aus der Nähe. 




Der Ausflug zum Nationalpark war ebenfalls sehr schön. Mit der Gruppe aus dem Peru-Hop Bus machten wir uns auf den Weg in diese karge und wüstenartige Landschaft. Irgendwie hatte ich dort soetwas nicht erwartet. Es war wunderschön. Wir hielten an mehreren Aussichtspunkten und knippsten viele Fotos. Der erste Halt bot einen Überblick auf den Pazifik und die Felsformation La Cathedral. Diese wurde leider bei einem grossen Erdbeben in 2007 so stark beschädigt, dass sie nicht mehr das ist, was sie einmal war. Die Aussicht ist dennoch grandios. Ein weiterer Höhepunkt war der rote Strand. Diesen darf man leider nicht betreten, was andererseits aber für tolle Bilder ohne Menschenmassen sorgt. 



Bin ich gerade wirklich in einer Wüstenoase?


Der nächste Halt mit dem Peru-Hop Bus war in Huacachina. Dies ist eine Wüstenoase mitten in Peru. Man kann sich dies kaum vorstellen. Inmitten von richtig hohen Sanddünen befindet sich das kleine Dorf, das um einen kleinen See herum gebaut wurde. Der Peru-Hop Bus ist der einzige Bus, der dort hält. Eine andere Möglichkeit ist die Anreise über Ica, die nächstgrössere Stadt. Wir stiegen bei brütender Hitze also aus dem Bus und strömten zu unseren Unterkünften. Ich war in einem kleinen, etwas neueren Hostel, welches einen Ausgang nach vorne zum See hatte. 

In Huacachina hatte ich nur einen kurzen Aufenthalt geplant, den wirklich viel zu sehen gab es nicht. Am Morgen des nächsten Tages entschloss ich mich dazu, die grosse Sanddüne direkt hinter dem Hostel am Rande der Oase zu besteigen. Der Sand war heiss und der Aufstiegt schon etwas mühsam, aber doch machbar. Von oben genoss ich die wundervolle Aussicht auf Ica, Huacachina und die endlose Weite der Sandwüste. Echt unglaublich, dass es dort so viel Sand gibt. Die Bilder sprechen dabei für sich. 



Sandbuggy Tour mit Sandboarding


Für den Nachmittag hatte ich mich für einen Ausflug zu den Sanddünen angemeldet. Mit sogenannten Buggys sollte es für einige Stunden bis zum Sonnenuntergang in die Wüste gehen. Ehrlich gesagt wusste ich bis es losging nicht wirklich auf was ich mich da eingelassen hatte. Die Sandbuggys rasten in mörderischem Tempo die steilen Sanddünen rauf und runter, alle Insassen schrien sich die Seele aus dem Leib und ich fühlte mich wie auf einer Achterbahn. Schlussendlich war es echt cool, aber auch nur, weil ich vorne sitzen konnte. Hinten war das sicherlich kein Spass. 

Wir rasten also durch die Weite der Sandwüste und kreischten um die Wette. Zwischendrin hielten wir an, um Fotos zu machen oder um mit einem Sandboard, das aussah wie ein Snowboard, die Dünen runterzuschlittern. Natürlich hatten wir uns für die günstige Backpacker-Variante entschieden und lagen bäuchling auf den Brettern drauf. Hätten wir etwas mehr bezahlt, hätten wir ausgerüstet mit besseren Boards und Schnürschuhen auch im Stehen runterdüsen können. Ich habe mir das aber ehrlich gesagt nicht zugetraut und hatte auch so Spass. Zum Abschluss schauten wir noch den Sonnenuntergang bevor wir wieder ins Dorf zurückkehrten. 





Mit dem Nachtbus nach Arequipa


Der nächste richtige Stopp nach Huacachina kam für mich erst in Arequipa. Bis dahin sassen wir ziemlich lange im Bus. Aber ich muss sagen, dass Peru-Hop sich das schon gut überlegt hat und mehrmals unterwegs hält. Der erste Stopp erfolgte für eine Pisco-Tour. Wobei man hier nicht wirklich von einer Tour sprechen kann. Sie erklären kurz wie Pisco hergestellt wird und führen die Leute in riesigen Gruppen über das Gelände. Es war richtig heiss und der Grossteil unserer Gruppe war etwas verkatert. Keiner hatte so richtig Bock auf diesen Stopp. Ich denke, die meisten stiegen nur für die folgende Degustation aus dem Bus.

Pisco ist Perus Nationalschnaps und wird aus Traubenmost hergestellt. Es handelt sich hierbei nicht um ein Nebenprodukt aus der Weinherstellung. Die Trauben werden speziell für den Pisco angebaut. Nach wie vor streitet Peru mit Chile darum, wer den Pisco eigentlich erfunden hat. Ich habe Pisco doch recht gern bekommen, insbesondere als Pisco Sour mit Limette, Zuckersirup und Eiklar. Bei der Degustation haben sie uns noch einen Pisco Maracuja zum Probieren gegeben, der war auch gut. 

Anschliessend ging es weiter. Vor dem Abendessen hielten wir noch kurz in der Nähe von Nazca, um von einem Aussichtsturm aus drei der Nazca-Linien anzuschauen. Hier muss ich sagen, dass es irgendwo zwar schon cool war, sie bisschen zu sehen. Dieser kleine Turm ist allerdings nicht wirklich hoch. Für das volle Erlebnis sollte man schon einen Flug mit dem Kleinflugzeug über die Linien buchen. Mich hat es nicht wirklich gereizt, weshalb ich bei dem stolzen Preis von USD 80 auch verzichtet habe. Ich war mit den drei Linien zufrieden, die ich gesehen habe.



Nachdem wir anschliessend unser Abendessen vertilgt hatten, ging es über Nacht mit dem Bus nach Arequipa. Dort kamen wir sehr früh am Morgen, so um 5 Uhr, an und mussten im Hostel darauf warten, dass wir einchecken konnten. Wir hatten hier echt Glück. Unsere Betten waren gegen 9 Uhr fertig und wir konnten eine Runde heiss duschen gehen. Heiss duschen wurde ab hier immer wichtiger, denn die Temperaturen sunken beträchtlich. 


Stadtspaziergang in Arequipa


Arequipa ist die zweitgrösste Stadt Perus und befindet sich auf rund 2'300 Metern über dem Meeresspiegel. Sie trägt den Beinamen "weisse Stadt", da viele Gebäude in der Innenstadt aus weissem Vulkanstein erbaut sind. Umgeben ist die Stadt auch von einigen Vulkanen, welche über 5'000 Meter hoch sind. 

Wie in vielen anderen Städten auch, machte ich in ebenfalls einen Stadtspaziergang, bei dem man nach eigenem Ermessen ein Trinkgeld zahlt. Eine nette Stadtführer zeigte uns die Sehenswürdigkeiten in dieser doch sehr schönen Stadt. Wir besuchten verschiedene Kirchen sowie den grössten Markt der Stadt. Hier zeigte sie uns die verschiedenen Sorten von Obst, die bei uns sehr wahrscheinlich nicht so einfach zu bekommen sind. Wir probierten uns fleissig durch. 






Ein riesiges Kloster als Touristenmagnet


Als absoluter Höhepunkt und Muss gilt in Arequipa das Santa Catalina Kloster. Dieses Kloster wurde zur Kolonialzeit im 16. Jahrhundert erbaut und beherbergte reiche Nonnen, die hier auf mehr als 20'000 Quadratmetern lebten. Die ganze Anlage ist von hohen Mauern umgeben und ist so etwas wie eine Stadt in der Stadt mit kleinen Gassen und Innenhöfen. 

Nachdem ich am Eingang mein Eintrittsgeld zahlte und eine kleine Karte der Klosteranlage erhielt, machte ich mich auf den Weg, um diesen Ort der Ruhe zu erkunden. Mir hat es hier wirklich sehr gut gefallen. Die Wände der Gebäude erstrahlen teilweise in aschroten oder azurblauen Farbtönen, alles ist mit Blumen bepflanzt und bei Dämmerung werden auf dem gesamten Gelände Kerzen aufgestellt. 

Ich verbrachte wirklich viel Zeit damit, mir die Zimmer der Novizinnen und Nonnen, den Esssaal und die Küche sowie den Garten anzuschauen. Es ist spannend zu sehen, wie sie dort früher gelebt haben. Sie waren zwar ziemlich reich und hatten sehr grosse Zimmer. Alles in allem waren diese aber doch spärlich ausgestattet. Später schaute ich am Aussichtspunkt den noch Sonnenuntergang an. Von dort aus hat man auch einen tollen Ausblick auf die umliegenden Vulkane. 







Ab Arequipa hatte ich mich für den nächsten Tag für eine dreitägige Tour zum Colca Canyon angemeldet. Für mich galt das als ein Muss in Peru und ich freute mich schon riesig. 



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