Aurelius Augustinus

Die Welt ist ein Buch. Wer nicht reist, sieht nur eine Seite davon.
~Aurelius Augustinus~

Sonntag, 23. Oktober 2016

Im Örtchen Noosa

Nachdem ich also eine super Zeit auf dem Ausflug nach Fraser Island hatte, wurde es Zeit weiterzufahren. Ich nahm den Bus nach Noosa. Noosa besteht aus mehreren Vororten an der Sunshine Coast und scheint ein perfektes Feriendomizil für die Reichen und Schönen zu sein. Es gibt eine lange Einkaufsstrasse mit vielen Designergeschäften und schicken Restaurants. Das was mich aber an Noosa begeistert hat, ist der Nationalpark direkt am Meer mit vielen schönen Wanderwegen. Ausserdem liegt es am Meer und bietet einen tollen Sandstrand.

Ich fuhr mit dem Bus nach Noosa und machte mich vom Busterminal auf den Weg zur Unterkunft. Irgendwie hatte ich nicht ganz geschaltet, dass das Hostel, das ich gebucht hatte, einen Shuttle Service anbietet und bin selbst mit einem Bus in den entsprechenden Vorort - Noosaville - gefahren. Für die ersten zwei Nächte hatte ich ein gemütliches Hostel am Noosa River gebucht. Ich wollte erstmal schauen, wie es mir gefallen würde. Leider hat es den ganzen ersten Tag nur geregnet, und zwar richtig fest. Somit konnte ich absolut nichts anschauen gehen und habe praktisch einen ganzen Tag in Noosa verloren. Ich entschied gleich zu verlängern, konnte aber aufgrund von Schulferien nicht im gleichen Hostel bleiben und musste nach zwei Nächten in ein anderes Hostel nähe dem Main Beach umziehen. 

Anfangs fand ich es nicht besonders toll, da mir das erste Hostel wirklich gut gefallen hat. Es war ruhig und ausserdem günstiger. Schlussendlich betrachtet war dies allerdings nur zu meinem Vorteil, da ich merkte, dass Noosaville doch etwas zu weit vom Hauptort entfernt ist. Mein zweites Hostel für weitere zwei Nächte befand sich in Noosa Heads, in Gehdistanz zum Strand und zum Nationalpark. Dies machte es einfacher, die Umgebung zu erkunden und ich war schneller am Strand. Naja, und es war auch eher ein Partyhostel mit angrenzender Bar, in der jeden Abend etwas ging.

Bevor ich es vergesse zu erwähnen: noch bevor es am ersten Abend anfing zu regnen, bin ich losgezogen, um etwas zu essen einzukaufen. Das Internet sagte, es gibt einen Aldi in Noosa und da musste ich natürlich unbedingt hin. Erstens, weil es sicherlich günstiger sein würde und zweitens, weil ich schauen wollte, ob er den Aldis bei uns in Deutschland gleicht. Und was soll ich sagen, beides ist der Fall. Es ist ziemlich gleich wie bei uns aufgebaut und die Produkteauswahl ist ähnlich. 

Ein perfekter Tag im Nationalpark


Den zweiten Tag nutzte ich, um den wunderschönen Nationalpark zu erkunden. Es herrschte bestes Wetter mit Sonnenschein und blauem Himmel. Vom Main Beach aus führt ein Weg entlang der Küste bis zum Eingang des Nationalparks, von dort aus gibt es mehrere Wanderwege, die man nehmen kann. Ich entschied mich für den Coastal Walk, was bedeutet, dass ich weiterhin die Küste entlang wanderte und von Bucht zu Bucht ging. 

Das perfekte Wetter machte den Tag einzigartig. Gleich zu beginn entdeckte ich einen Wal ganz in der Nähe und beobachtete diesen für eine Weile. Es war zwar nicht der erste, den ich hier gesehen habe, trotzdem war es faszinierend. Der nächste Aussichtspunkt versprach Delfine, leider konnte ich an diesem Tag keinen entdecken. Dafür konnte ich in der nächsten Bucht ein paar Surfern zuschauen. Die Wellen waren nicht so gross und die meisten waren mit Longboards unterwegs. Ich sollte dazu noch bemerken, dass es keine Strasse zu den Buchten im Nationalpark gibt. Wer also dort surfen möchte, muss sein Brett vom Parkplatz am Eingang zur Bucht tragen. 

Den nächsten Stopp auf meinem Spaziergang entlang der Küste legte ich am Hell's Gate ein. Hier war die Aussicht atemberaubend, auch wenn es sehr windig war. Ich denke, hier sprechen die Bilder für sich, man kann es nicht in Worte fassen, wie unglaublich schön dieser ganze Nationalpark ist. Ich entschied mich anschliessend quer durch den Wald zu laufen, um etwas Schatten abzubekommen und nicht die ganze Zeit der prallen Sonne ausgesetzt zu sein. Rückwirkend betrachtet war dies keine allzu gute Idee, da es wahnsinnig viele Mücken im Busch hatte, die sich nur so auf mich gestürzt haben, sobald ich stehen blieb. Und ich konnte auch keinen Koala im Baum entdecken. Insgesamt hatte ich aber einen sehr tollen Tag.





Wunderschöne Sonnenuntergänge am Fluss


Am Abend bin ich noch in der Nähe meines ersten Hostels auf einer Bank gesessen, um mir den Sonnenuntergang über dem Noosa River anzuschauen. Es war der perfekte Tag dafür, keine Wolke am Himmel und ein wunderschöner Sonnenuntergang direkt am Wasser. 



Am nächsten Tag musste ich dann in ein anderes Hostel umziehen. Deshalb habe ich mehr oder weniger den halben Tag verloren, da ich früh auschecken musste und dann erst später einchecken konnte. Ich entschied mich diese paar Stunden einfach am Strand zu verbringen. Mit ungefähr 1'000 anderen Menschen, die gerade mit ihren Familien die Ferien in Noosa verbrachten. 

An meinem letzten Tag in Noosa wanderte ich das kurze Stück den Hügel hinauf zum Laguna Lookout. Dies ist ein Aussichtspunkt oberhalb von Noosa , von wo aus man einen tollen Ausblick auf den Fluss und die Mündung dessen ins Meer hat. Den Rest dieses Tages habe ich mehrheitlich am Strand verbracht. Ich entschied dieses mal aber, ein Stück weiter den Strand entlang zu gehen und etwas abseits der ganzen Familien am Strand zu liegen. Dies war deutlich entspannter als vorne am Hauptstrand. Der einzige Unterschied ist einfach, dass es nur dort am Hauptstrand Rettungsschwimmer gibt. 

Natürlich darf im Partyhostel eine Party nicht fehlen. Beide Abende im zweiten Hostel verbrachte ich mit ein paar anderen Reisenden in der Bar des Hostels. Es war immer ziemlich lustig, vor allem, weil ich ein paar der Leute bereits aus anderen Orten kannte. So ist das an der Ostküste. Man trifft die Leute, die in die gleiche Richtung unterwegs sind, öfters in den nächsten Orten wieder. 

Nach ein paar schönen Tagen im Nationalpark und am Strand sowie etwas Party an den Abenden, hiess es Abschied nehmen von Noosa. Ich nahm am Morgen den Bus und fuhr weiter nach Brisbane, die erste grössere Stadt auf meiner Reise seit ich abgeflogen bin.

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Fraser Island

Um es vorweg zu sagen, Fraser Island war bisher das beste, was ich in Australien erleben durfte. Es war einfach der Hammer und es ist schwierig in Worten zu beschreiben wie unglaublich schön diese Insel ist und wie viel sie zu bieten hat. Natürlich habe ich die Insel mit einer organisierten Tour erkundet. Und auch hier muss ich sagen, dass es die beste Entscheidung war. Sicherlich hat es mal wieder viel Geld gekostet, aber es hat sich mehr als gelohnt.

Von einem Stranddörfchen ins nächste


Nach Airlie Beach fuhr ich mit dem Nachtbus in circa 14 Stunden nach Rainbow Beach. Die Busfahrt war ätzend, aber daran führte kein Weg vorbei. Erst war es kalt wegen der Klimaanlage, jemand beschwerte sich bei Busfahrer und danach war es heiss wegen der Heizung. So wechselte die Temperatur im Bus rund dreimal bis wir am frühen Morgen endlich Rainbow Beach erreichten. Ich war mehr als froh, dass meine Unterkunft keine 50 Meter neben der Bushaltestelle lag. Leider war es noch nicht möglich einzuchecken, da mussten wir noch fast vier Stunden warten. Wir verbrachten unsere Zeit mit gratis WLAN in der Lounge des Hostels und konnten uns kaum beschweren. 

Meine Reisekollegen schliefen bald friedlich auf den Sofas während mich der Hunger plagte. Ich machte mich auf, um das kleine Städtchen zu entdecken, das eigentlich nur aus einer Hauptstrasse Richtung Strand besteht. Während ich zum Strand schlenderte, holte ich mir an einer Bäckerei einen leckeren Chicken Curry Pie, eine Art Fleischkuchen mit Poulet und Curry. Es herrschte das perfekte Wetter, kein einziges Wölkchen am Himmel. Ich sage euch, die Aussicht auf das Meer von den Klippen oberhalb des Strandes war fantastisch. Das Meer ist dort nicht einfach nur blau. Es ist dunkelblau, hellblau, türkisblau, grünblau und so weiter und so fort. Und mit dem Pie in meiner Hand war die Aussicht noch viel besser. So lässt es sich leben.

Am Mittag konnten wir endlich einchecken. Zur allgemeinen Verwunderung erhielten wir ein Set aus Blechgeschirr, bestehend aus Teller, Schüssel und Becher, dass wir am nächsten Tag mit auf unsere Tour nach Fraser Island mitnehmen sollten. Am frühen Abend erwartete uns dafür noch eine kurze Einweisung dazu. Diese war nicht wirklich aufschlussreich. Allerdings lernten wir unsere Gruppe kennen, mit der wir die nächsten Tage auf der Insel verbringen würden. Und wir bestellten Alkohol für alle, den auf der Insel gibt es keinen zu kaufen. Wer also am Abend gemütlich ein Bierchen am Lagerfeuer zischen möchte, der muss das selbst mitbringen. Ich entschied mich dafür, mit meiner neu gefundenen Freundin eine Vier-Liter-Packung Weisswein zu kaufen. Es handelt sich dabei um Goon, falls das jemandem etwas sagt. Alkohol ist in Australien sehr teuer und so trinken die meisten Backpacker billigen Wein. 

Das hier ist nicht Glamping!


Bei der Einweisung wurde mir aber bewusst, was ich da eigentlich gebucht hatte. Besser spät als nie, würde ich sagen. Wir würden auf eine Sandinsel fahren, die grösste auf der ganzen Welt. Unsere Gruppe bestand aus knapp 30 Personen, aufgeteilt auf vier Geländefahrzeuge, die wir selbst würden fahren müssen. Und dies mit Schaltgetriebe und im Sand. Wir waren als Gruppen selbst dafür verantwortlich von A nach B zu kommen, würden aber natürlich dem Leitfahrzeug mit unserem Guide folgen. Wir würden ausserdem zwei Nächte auf einem Campingplatz übernachten, in Zelten, die bereits aufgebaut waren und auf uns warteten. Naja, und wir waren für unser Essen verantwortlich. Jede Gruppe würde Lebensmittel für drei Tage für Frühstück, Mittag- und Abendessen erhalten, alles sortiert in Kühlboxen mit Eis. Morgens würde es Toast und Cornflakes geben, für mittags waren Wraps mit Salat, Käse und Fleischaufschnitte vorgesehen und am Abend würden wir gemäss Rezept in Gruppen auf den Gaskochern im Camp kochen. Ich hatte mich somit für ein ziemliches Abenteuer entschieden. 

Nach der Einweisung ging es erst einmal ans Packen, denn jeder sollte nur einen kleinen Rucksack mit dem Nötigsten für drei Tage mitbringen. In unserem Zimmer herrschte Chaos. Jeder packte seinen grossen Backpack aus, sortierte Kleider und packte verschiedene Taschen. Ich packte so wie ich für einen Campingtrip packen würde und hielt mich zurück, was Unnötiges wie z.B. Mascara betraf. Hauptsache ich hatte an Sonnencreme und Moskitospray gedacht. Den Schlafsack erhielten wir am nächsten Morgen direkt beim Beladen der Fahrzeuge. Achja, und wir sollten Zwei-Dollar-Münzen für die Duschen bringen. 

Es geht los!


Am nächsten Morgen ging es endlich los. Nachdem alle potenziellen Fahrer, mich eingeschlossen, das Sicherheitsvideo gesehen hatten und wir die Fahrzeuge und den Anhänger mit Essen, Getränken, Rucksäcken und Alkohol beladen hatten, ging es endlich los. Das Wetter war gut, obwohl es doch ein paar wenige Wolken am Himmel hatte. Unser Guide Mick fuhr das Leitfahrzeug und meine Gruppe fuhr bei ihm mit. Mick ist ein typischer Australier, flucht viel, aber liebt sein Land und seinen Job als Guide für Fraser Island. Er würde die nächsten drei Tage mit uns verbringen und uns zu den schönsten Plätzen auf der grössten Sandinsel der Welt bringen. 

Bis wir aber endlich über den Sand der 75-Mile-Strands auf Fraser Island fahren konnten verging rund eine Stunde. Um auf die Insel zu kommen, nimmt man eine Fähre vom Festland. Dort erwartete uns eine ziemlich lange Schlange, da Spring Break (Schulferien) und zudem Sonntag war. Die Gelängewagen standen am Festland und auf der Insel Schlange und die beiden Fähren kamen kaum nach, um die Fahrzeuge hin und her zu transportieren. Während wir warteten, spazierten wir am Strand und einige spielten Frisbee. Die Überfahrt mit der Fähre dauerte schliesslich keine 15 Minuten und wir konnten auf dem Weg rüber sogar ein paar Delfine im Wasser entdecken. Es begann also schon mal sehr gut. 

Unser erster Halt auf der Insel war Lake Wabby, zu dem uns eine gut 30-minütige Wanderung durch den Busch führte. Sobald man aus dem Wald rauskommt, sieht man eine riesige Sanddüne und sucht erstmal vergeblich nach einem See. Man sieht nur Sand, soweit das Auge reicht. Nach ein paar hundert Metern geht es auf der Seite steil bergab und man sieht den grünen See vor sich liegen. Alle stürzten sich gleich ins Wasser, denn die kleine Wanderung war doch sehr schweisstreibend gewesen. Wir schwommen bis zum anderen Ende des Sees und wieder zurück und legten uns für eine Weile in die Sonne. Leider ging es nicht lange und der Himmel zog sich zu und plötzlich regnete es, wie aus Kübbeln. Man kann sich vorstellen, wie schnell sich alle zurück auf den Weg zu den Autos begaben. 

Wir machten noch einen kurzen Abstecher zu einem kleinen Laden, im Stil von Tante Emma, wo wir uns mit Süssigkeiten und Glacé eindecken, bevor es zum Campingplatz ging. Mir persönlich hat der Campingplatz sehr gut gefallen. Es gab eine offene Hütte mit Gaskochern, Tischen und Bänken, einen Container mit WCs und einen mit Duschen und Zweierzelte, die jeweils in Grüppchen unter Planen aufgebaut waren. Wir richteten uns alle ein, gingen duschen und trafen uns danach zum Kochen wieder. 

Beim gemeinsamen Kochen wurde meine Geduld ziemlich auf die Probe gestellt. Es war eigentlich ziemlich einfach. Gemüse kleinschneiden und anbraten, Poulet anbraten, Reisnudeln in heissen Wasser ziehen lassen und anschliessend alles mit einer süssen Chilisauce mischen. Ich sage ja, eigentlich. Denn die Anleitung, die wir schriftlich hatten, war eindeutig. Trotzdem entstand eine Diskussion, wann wir welchen Gemüse anbraten sollten. Echt jetzt? Hier habe ich festgestellt, ich bin eine Person, die hangry wird - eine Kombination aus hungrig und wütend. Nachdem ich mir von meiner netten Kollegin zu einem Becher kühlen Weissweins helfen liess, sah die Welt aber schon viel besser aus und ich briet zufrieden das Gemüse in der von der Mehrheit gewünschten Reihenfolge an. Und niemand merkte, dass ich überhaupt für eine kurze Zeit hangry war. Das Essen wurde überragend gut und wir lobten uns selbst mehrmals für unsere tolle Leistung nachdem wir alles verdrückt und das Geschirr gespühlt hatten.

Sky full of stars


Nach dem feinen Essen sassen wir noch gemütlich zusammen und spielten ein überaus lustiges Trinkspiel. Wirklich betrunken wurde kaum einer, wir haben aber trotzdem sehr viel gelacht. Später machten wir uns mit der gesamten Gruppe auf den Weg zum Strand. Denn trotz des starken Regens ein paar Stunden zuvor, erwartete uns dort ein klarer Himmel. Es war unfassbar schön, ich habe noch nie so viele Sterne und die Milchstrasse gesehen. Es gab ausserdem Sternschnuppen noch und nöcher. Ich sass da also nachts am Strand von Fraser Island, eingehüllt in meinen Fleecepulli, meine Leggings bereits feucht vom nassen Sand, mit lauter Mückenstichen an meinen Beinen, und war schlichtweg bezaubert von dem Sternenhimmel über mir. Ich war überglücklich und dankbar für diesen einzigartigen Moment. 

Der nächste Tag begann bereits sehr aufregend für mich, denn ich war an der Reihe mit fahren. Wie würde es wohl sein, mit dem Steuer auf der rechten Seite zu fahren? Ist es schwierig, im Sand zu fahren? Naja, anfangs war das Einstellen des Sitzes mein grösstes Problem. Denn es war nicht möglich, den Sitz noch weiter vorzuziehen und trotzdem erreichte ich die Kupplung nicht ganz. Mick wusste natürlich Abhilfe und die anderen besorgten mir einen Schlafsack, den ich schön im Rücken platzierte. Danach konnte es endlich losgehen. Und es war total cool! Ich hatte ziemlich viel Spass dabei über den Strand zu fahren, mit Musik in den Ohren und einer fantastischen Aussicht auf das Meer bei bestem Wetter. 

Da es noch nicht aufregend genug war, einen Geländewagen im Linksverkehr über den Sand zu fahren, erwartete mich, oder bzw. uns alle, eine weitere Überraschung am Strand. Die Polizei führte Alkoholkontrollen durch. Schliesslich wissen sie, dass viele Rucksacktouristen diese Selbstfahrer Touren machen und abends gerne einen über den Durst trinken. Ich durfte also zum allerersten Mal in meinem Leben pusten, in Australien, auf der grössten Sandinsel der Welt, auf Weltreise. Der Polizist war aber ziemlich locker drauf und machte ein paar Witze. Er hat es immerhin nicht allzu schlecht, er arbeitet im Paradies, mit dem Strand als Einsatzgebiet. Natürlich hatte er bei mir nichts zu beanstanden und so konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Mick hatte uns schon am Vorabend gewarnt, dass solche Kontrollen öfters vorkommen. 

Unser erster Halt an diesem Tag war der Indian Head Lookout, ein hoher Felsen im Norden der Insel, von dem aus man einen atemberaubenden Ausblick auf das Meer und den Strand zu beiden Seiten hat. Auch hier erwartete uns ein kleiner Höhepunkt. Wie wir da so sassen und die Aussicht genossen, machten wir in der Ferne ein paar Wale aus. Es ist einfach so unglaublich, wie viele Wale wir im Allgemeinen gesehen haben. Aber dies übertraf alles, denn die Wale schwommen auf uns zu. Sie kamen immer näher, bis sie praktisch unterhalb des Felsens vor unserer Nase im Wasser tollten, eine Mutter und ihr Kalb. Wie cool ist das bitte?

Es ging danach weiter zu den Champagne Pools. Hier kann man in kristallklarem Wasser im Meer baden gehen, geschützt in einer Art natürlichen Pools. Denn, das habe ich noch nicht erwähnt, auf Fraser Island kann man nicht einfach im Meer baden gehen. Man hat diesen kilometerlangen wunderschönen Sandstrand und keiner, wirklich keiner geht dort schwimmen. Der Grund dafür sind Haie und starke Strömungen. An den Champagne-Pools vertrieben wir uns etwas die Zeit im Wasser und mit Sonnenbaden am Strand. Leider war es dort recht überlaufen, wie wohl überall zu dem Zeitpunkt. 

An diesem Tag besuchten wir noch zwei weitere bekannte Sehenswürdigkeiten auf der Insel. Zum einen legten wir einen kurzen Stopp am rostenden Schiffswrack der Maheno ein. Dieses Kreuzfahrtschiff war 1935 auf Grund gelaufen und konnte trotz Bemühungen nicht geborgen werden. Seither liegt es dort und ist der Witterung, und natürlich den Besucherströmen ausgeliefert. Der andere Ort und unser letzter Stopp an diesem Tag war Eli Creek, ein Bach der ins Meer fliesst. Der Wasser ist eines des besten in Australien und wir füllten unsere Wasserkanister zum Trinken am Quell des Bachs auf, bevor wir uns auf Gummireifen zur Mündung treiben liessen. Das Wasser war ziemlich kalt und nach einer Runde hatten wir es dann auch gesehen. Die restliche Zeit an diesem Strand verbrachten die anderen mit Volleyball. Mick hatte ein Seil zwischen zwei Autos gespannt und damit ein Netz improvisiert. Ich habe nicht so gern Volleyball und genoss die Ruhe mit ein paar Mädels etwas abseits vom Trubel. 

Ein toller Tag ging wieder einmal zu Ende und im Camp warteten schon die Duschen und Gaskocher auf uns. Hier kam die Bestätigung: ich bin echt jemand, der hangry wird. Aber der Goon war zum Glück zur Stelle und half mir über mein Tief hinweg. Es wurde insgesamt noch ein sehr schöner Abend, wenn auch mit bewölktem Himmel und nur sehr wenigen Sternen. Stattdessen grillten wir ein paar Marshmallows am Lagerfeuer mitten im Camp. Dazu muss ich noch sagen, dass Feuer machen auf Fraser Island eigentlich verboten ist. Da der Campingplatz aber auf dem Land der Ureinwohner - den Aborigines - errichtet ist und ihnen somit gehört, können sie dort machen, was sie wollten. Für uns gab es nur zwei Verhaltensregeln während unseres Aufenthalts im Camp. Wir durften nicht pfeifen und sollten auch nicht ins Feuer spucken. Die Aborigines sehen dies als eine Beleidigung der Geister an. 

Saving the best for last


Der absolute Höhepunkt erwartete uns am letzten Tag. Wir standen sehr früh auf und packten all unsere Sachen in die Autos, da wir zeitig abfahren wollten. Micks Plan war es nämlich, zu den Ersten zu gehören, die an diesem Tag den berühmten Lake McKenzie erreichten. Wir hatten davor aber noch rund zwei Stunden Autofahrt vor uns. Der Weg führte erst am Strand entlang und zweigte dann ins Inselinnere ab, den dort befindet sich der kristallklare See mit weissem Sandstrand. Wir fuhren landeinwärts durch einen dichten Wald, der aus Farnen, Palmen und gigantischen Urwaldbäumen besteht. Schon allein das war ziemlich toll. Aber nicht annähernd so bombastisch wie der See, der uns unterhalb vom finalen Parkplatz erwartete.

Das Wetter auf wunderschön als wir uns auf den Weg runter zum See machten, Sonnenschein und strahlend blauer Himmel. Dort angekommen traute ich kaum meinen Augen als ich den weissen Puderzuckersand und das kristallklare blaue Wasser sah. Es ist alles andere als einfach, diesen spektakulären Ort mit Worten zu beschreiben, die ihm gerecht werden. Es ist wie im Paradies. Und ich war glücklich und dankbar, dass ich dort sein durfte. Wir gingen eine Runde baden, ich übte meinen Handstand und posierte für verschiedene Fotos. Es war perfekt! Als nämlich all die anderen Touristen ankamen, war es für uns bereits an der Zeit aufzubrechen. 

Wir erlebten noch zwei weitere coole Dinge während wir so den Strand entlang Richtung Fähre fuhren. Auf der Insel werden Rundflüge mit kleinen Flugzeugen angeboten, und wo sollten diese Flugzeuge anderes starten und landen, wenn nicht am Strand. So wurden wir Zeuge, wie gleich zwei kleine Maschinen direkt neben uns im Sand abhoben. Kurz darauf durften wir noch einen Dingo sehen, das ist nicht selbstverstädlich. Dingos sind Wildtiere, auch wenn sie wie Hunde aussehen. Auf der Insel gibt es noch rund 200 Tiere, die als die reinrassigste Art von Dingos in Australien gelten, da sie isoliert leben. Vor Dingos muss man sich durchaus in Acht nehmen, da sie in der Vergangenheit bereits Menschen angegriffen haben. Unser Campinglatz war zum Beispiel rund herum eingezäunt und elektrisch gesichert. 

Mit der Fährenüberfahrt zum Festland endete unser Ausflug zu diesem faszinierenden Ort wenige Stunden später auch schon. Es war ein super tolle Zeit mit tollen Menschen und einzigartigen Erlebnissen. Ich bin froh, dass ich mich für diese Tour entschieden habe, denn für mich hat sie vollkommen gestimmt. Natürlich muss man irgendwo Abstriche machen und es lässt sich sicher etwas zu meckern finden. Aber warum sollte ich den negativen Dingen auch nur das kleinste bisschen Aufmerksamkeit schenken, wenn ich doch so eine gute Zeit hatte. 








Whitsunday Islands

Es stimmt, Geld sollte am Besten in Erlebnisse investiert werden. Mitte September habe ich mir einen weiteren Traum erfüllt und eine Segeltour zu den Whitsunday Islands unternommen. Es war jeden Cent wert. Ich bin also mit dem Bus von Townsville nach Airlie Beach gefahren. Dieser Ort ist der Ausgangspunkt für die Schiffstouren zu den Whitsunday Island. Dies ist eine Inselgruppe, die noch am Great Barrier Reef liegt und damit eine wunderschöne Unterwasserwelt bietet. Somit ist Schnorcheln während der Kreuzfahrten auch der Höhepunkt. Bei Ankunft in Airlie Beach checkte ich erst für die Tour ein, dann im Hostel. Sobald ich im Zimmer war, fing ich an für die Tour zu packen. Da der Platz auf diesen Booten sehr begrenzt ist, sind grosse Backpacks verboten und jeder darf nur eine kleine Tasche für zwei Tage mitbringen. Ausserdem kann/muss jeder seinen eigenen Alkohol für die Tour mitbringen, an Bord gibt es nur Softgetränke. Glasflaschen und Rotwein sind übrigens verboten.

Segeln im Paradies


Naja, ich sage es gleich vorweg: wirklich gesegelt haben wir bis auf die ersten paar Stunden nicht, denn es hatte viel zu wenig Wind dafür. Und es war auch nicht eines der berüchtigten Partyboote, dass mit 50 Personen und jeder Menge Alkohol an Bord durch die Gegend schippert. Ich habe mich bewusst für ein kleineres Boot entschieden und habe die zwei Tage und zwei Nächte Tour mit der Wings 2 gebucht. Die Wings 2 ist ein Katamaran mit Platz für rund 25 Personen plus drei Crew Mitglieder. Der Raum an Bord ist wirklich ziemlich begrenzt. Die Kabinen sind gerade zum Schlafen gross genug, es hat zwei kleine Bäder und einen Aufenthaltsbereich mit Küche. Die Sofas im Aufenthaltsbereich wurden gegen Abend in weitere Betten umgewandelt, damit auch die letzten Personen noch irgendwo schlafen konnten. 

Es ging an einem Samstag gegen Mittag los. Wir trafen uns alle an der Abell Point Marina in Airlie Beach und wurden auch schon bald von der Crew begrüsst. Chad und Courtney machten von Anfang an einen super netten Eindruck. Sobald wir an Bord gingen, gaben wir unsere Schuhe bzw. Flip Flops ab, die würden wir für die nächsten Tage nicht wirklich brauchen. Im Aufenthaltsbereich warteten schon einige Platten mit Pizza auf uns. Während wir unseren ersten Snack genossen, bekamen wir eine Sicherheitseinweisung von unserem Skipper Jason. Danach folgte noch eine kurze allgemeine Einweisung von Chad. Natürlich mit viel Charme und Witz.

Leinen los und volle Kraft voraus


So verliessen wir den Hafen und fuhren raus zu unserem ersten Ziel zum Schnorcheln, das fast vier Stunden entfernt lag. Wir nutzten die Zeit, um zu Plaudern, Fotos zu schiessen und unsere Kabinen zu beziehen. Ich sage mal so: mein Bett war winzig und ich habe so gerade reingepasst, was Länge und Breite betrifft. Ich kann mir kaum vorstellen, wir ein zwei Meter grosser Mann dort schlafen sollte. Moment, ich habe es in der Nachbarkabine gesehen. Sah nicht bequem aus. Arthur, der Brasilianer, keine zwei Meter gross, schlief in einer ähnlich grossen Koje und hatte dabei den Kopf zur Seite geknickt und die Beine eingezogen. Gesehen habe ich das, weil ich vor ihm wach war und die Kabinen eben keine Türen haben. Ansonsten war es eine gut gemischte Gruppe. Es hatte natürlich ein paar weitere Deutsche, zwei Schwedinnen, zwei Finninnen, drei Franzosen, einen Israeli, eine Amerikanerin und ein paar Engländer. Wir haben uns recht gut verstanden, eine super Gruppe. 

Die erste Stelle, an der wir an diesem Tag zum Schnorcheln ins Wasser gingen, hat uns alle eher wenig überzeugt. Da es etwas bewölkt und windig war, war es auch nicht allzu warm. Es gab unter Wasser zudem leider nicht viel zu sehen. Nach einer Weile war mir Recht kalt und ich wollte gern auf das kleine Schlauchboot (Dingy genannt), um damit zu unserem Katamaran zu fahren. Jason, unser Skipper, hatte da eine bessere Idee und warf mir vom Schlauchboot aus ein Seil zu. Ich hielt mich fest und liess mich Vollgas Richtung Katamaran ziehen, ein Heidenspass. Der Abend ging eher ruhig zu Ende. Nach einem grandiosen Abendessen und ein paar Bier bei aufgehendem Mond auf Deck gingen die meisten schlafen, um am nächsten Tag früh aufzustehen. Der Katamaran liegt während der Nacht in einer Bucht vor Anker. Es ist schon gewöhnungsbedürftig auf einem Boot zu übernachten, das Wasser gegen das Boot schlagen zu hören und in seiner Koje vor sich hinzuschaukeln.

Weisser Sandstrand und glasklares Wasser


Gegen 6 Uhr am nächsten morgen fuhr uns Jason mit dem Dingy für einen Spaziergang bei Sonnenaufgang zu dem Strand, der uns nachts im Mondlicht schon weiss angestrahlt hatte. Wirklich viel hatte es dort nicht, aber die Aussicht war mega schön. An Bord des Katamarans gab es dann Frühstück während wir schon unser erstes Tagesziel ansteuerten: den traumhaft schönen Whitehaven Beach. Ein paradisiescher Strand mit dem bewiesen feinsten Sand auf der ganzen Welt. Von Tongue Bay, wo wir anlegten, führte uns ein zwanzigminütiger Spaziergang durch den Busch erst zum Aussichtspunkt und dann an den Strand selbst. Worte können es nicht ausreichend gut beschreiben. Es ist atemberaubend schön dort und auch etwas unwirklich, wenn man so oben steht und auf die weissen Sandverwirbelungen im türkisblauen Wasser schaut. 

Am Strand selbst verbrachten wir rund zwei Stunden. Da wir die ersten waren, die dort unten ankamen, konnten wir noch einige Rochen aus nächster Nähe im seichten Wasser beobachten, bevor der Touristenstrom sie weiterziehen liess. Der Sand ist unglaublich weiss und sehr weich. Es ist allerdings verboten etwas davon mitzunehmen, da es sich bei dem Ort um einen Nationalpark handelt. Wir vertrieben uns die Zeit mit schwimmen, Ballspielen, Handstand (also, ich zumindest) und lustigen Fotos, die unser kreativer Hostie Chad von uns knipste. Zum Abschluss, als wir schon aufbrachen, konnten wir noch ein paar Zitronenhaie im seichten Wasser beobachten.

Schnorcheln mit Schildkröten und Muränen


An Bord wartete schon das Mittagessen auf uns. Wir haben wirklich immer sehr gut gegessen, das muss ich mal sagen. Wir steuerten währenddessen die erste Stelle zum Schnorcheln an. Die Sonne scheinte und schon beim Rausfahren mit dem Dingy konnten wir die Korallen unter uns sehen. Und hier gab es sehr viele schöne Korallen. Ausserdem habe ich hier eine Schildkröte gesehen, juhu. Ich liebe Schildkröten, es sind so tolle Tiere. Natürlich gab es hier jede Menge anderer bunter Fische. Leider friere ich immer sehr schnell und halte es dementsprechend nicht lange im Wasser aus. Ich bin geblieben bis ich am Zittern war und habe an Bord schnell eine heisse Dusche genommen. Es hat nämlich nach einer guten Stunde Fahrt schon die nächste Bucht zum Schnorcheln auf uns gewartet. 

Es ist unvorstellbar, aber wir waren mit rund ein Meter grossen Fischen schnorcheln. Dazu kam noch ein riesiger Schwarm bunter Fische. Dort habe ich mich auch noch etwas auf Entdeckungstour begeben und konnte eine Muräne dabei beobachten, wie sie aus ihrer Höhle kam und sich über den Meeresgrund direkt unter mir schlängelte. Ein faszinierender Tag ging zu Ende und ich wünschte er wäre noch endlos so weitergegangen. Nach einem sehr guten Abendessen schauten wir uns die Bilder unserer Tour an und hatten dabei einiges zu lachen. 

Am letzten Tag fuhren wir gleich am Morgen, während wir noch frühstückten, den letzten Schnorchelstopp unserer Tour an. Auch dies war ein sehr toller Platz zum Schnorcheln. Die Unterwasserwelt ist einfach faszinierend. Anschliessend hiess es langsam packen und Kabinen räumen. Ich wäre gerne noch länger geblieben, denn es war wirklich cool für eine Weile auf einem Boot zu leben. Zurück in der Marina verabschiedeten wir uns mit einem grossen Dankeschön von unserer Crew. Sie haben sicherlich einen grossen Teil dazu beigetragen, dass die Tour unvergesslich wurde. Am Abend gab es im einer Bar im Airlie Beach noch eine After Party, bevor die meisten Teilnehmer am Tag darauf weiterreisten. Ich bin noch ein paar Tage in Airlie Beach geblieben und habe die Zeit dort genossen, bevor ich mit dem Nachtbus nach Rainbow Beach, zum nächsten Abenteuer, aufgebrochen bin.

Es war ein unglaublicher schöner Ausflug. Das Boot war super, die Crew hat sich bestens um uns gekümmert und die Menschen an Bord waren alle sehr lieb. Ich hätte es mir nicht besser wünschen können und habe jede Minute genossen. Wer braucht ein breites Bett, wenn man auf einem Segelboot die Welt der Whitsundays entdecken kann? Ich stehe lieber ungeduscht an einem Strand mit dem feinsten Sand der Welt, als dass ich zurechtgemacht und in den besten Kleidern auf Party gehe. Falls möglich, gehe ich wieder auf einen Segeltrip.