Aurelius Augustinus

Die Welt ist ein Buch. Wer nicht reist, sieht nur eine Seite davon.
~Aurelius Augustinus~

Donnerstag, 27. April 2017

Guatever - zum Dritten

Der Acatenango war also bezwungen und wir mega stolz auf unsere Leistung. Anschliessend sollte es weitergehen an den Lago de Atitlán, der zweitgrösste See in Guatemala. Zufälligerweise hatte die ganze Gruppe das gleiche Datum ins Auge gefasst, um an den See zu fahren. Erstes Ziel war der beliebte Backpacker-Ort San Pedro. Hier gibt es jede Menge Party, und das stand für meine Reisegspänli auch zuoberst auf der Prioritätenliste. Sie hatten sich deshalb auch schon im Vorfeld in die Partyhochburg schlechthin eingemietet. Mich machte das so gar nicht an. Ich hatte mich für eine andere Unterkunft entschieden. In die Bar vom Partyhostel konnte ich schliesslich jederzeit gehen, wenn ich die anderen sehen wollte. Soweit unsere Pläne. 


Gruppe Acatenango entert San Pedro La Laguna


Gemeinsam nahmen wir ein Shuttle von Antigua nach San Pedro und kamen dort bereits gegen Mittag an. Die Fahrt ging ziemlich schnell vorüber und die Aussicht auf den See war auf den letzten Kilometern den Hang hinab einfach traumhaft. Wir machten keine grossen Pläne, San Pedro ist so klein, dass wir uns sowieso früher oder später über den Weg laufen würden. Nachdem ich mein Hostel bezogen hatte, bin ich etwas durch den Ort geschlendert und habe dabei prompt einen der Jungs, den David aus Australien, wiedergetroffen. Wir entschlossen uns zu einem Spaziergang kreuzundquer, um das Zentrum auszukundschaften. 

Sobald man im Ort nämlich die Haupttourimeile verlässt, findet man ein echtes Dorf mit lokaler Bevölkerung vor. Es geht bergauf, bergab, um zahlreiche Ecken und durch verwinkelte Gassen; unterwegs begegnet man Marktfrauen und Schulkindern. Wir haben im Gewimmel noch eine kleine, sehr gute und günstige Bäckerei entdeckt. Das hat mir an San Pedro besonders gut gefallen und mir gezeigt, dass es eben nicht nur ein Partyort ist. Auch wenn ich zugeben muss, dass die Party eindeutig im Vordergrund steht. Bier und Drinks sind überall ziemlich günstig und die eine oder andere Happy Hour beginnt bereits um 14 Uhr. 

David und ich haben uns dann auch bereits vor 16 Uhr ein Bierchen gegönnt, in der Literflasche selbstverständlich. Danach sind wir zur Bar des Partyhostel, um die anderen zu treffen. Es wurde noch ein richtig lustiger Abend. Irgendwann sprang David plötzlich auf und lief davon, um einen Typ zu begrüssen, der soeben mit dem Velo ankam. Dabei handelte es sich um den Deutschen Janosch, der mit dem Velo quer durchs Land reist, von den USA durch Mexiko nach Guatemala. Und dabei haben die beiden Jungs sich kennengelernt. Wie ich nun weiss, gibt es da eine riesige Community von Leuten, die mit dem Fahrrad die verschiedensten Länder der Erde bereisen. Ziemlich cool! Janosch gesellte sich dann noch zu uns. 






Wow, was für eine atemberaubende Aussicht!


Ich wollte natürlich nicht nur Party machen. Man kann in der Gegend nämlich noch einen Vulkan besteigen. Der gleichnamige Vulkan San Pedro ist mehr oder weniger der Hausberg des Dorfes. Er ist knapp 3'000 Meter hoch und definitiv die Wanderung wert. Am Morgen, nicht allzu früh, wollte ich losziehen. Natürlich fragte ich all meine neuen Wanderfreunde, ob sie mich nicht begleiten wollen. Die Mädels lehnten gleich ab, die Jungs stimmten zu meiner Überraschung alle zu. Im Laufe des Abends und mit wachsendem Bierkonsum, wich die anfängliche Euphorie einer eher gespaltenen Haltung zu meinem Vorschlag. Irgendwann verabschiedete ich mich ins Bett und von alle drei sagten nur "wenn ich bis dann und dann nicht da bin, geht ohne mich".

Natürlich kann sich jetzt jeder vorstellen, was am nächsten Morgen war, gell?! Genau, ich fuhr allein ab. Zum Anfang des Weges nahm ich ein Tuktuk, zahlte am Eingang das Eintrittsgeld und marschierte mit Guide und zwei Amerikanern ab. Der Guide begleitete uns nur die ersten 20 Minuten, beschrieb uns dann noch kurz den Weg und machte sich davon. Die zwei Amis stoppten ständig, so dass ich mich dann auch bald von ihnen verabschieden musste. Kleine Bemerkung vorab, sie erreichten den Gipfel eine Stunde nach mir. Ich sass da immer noch dort und genoss die Aussicht. 

Die Wanderung war anstrengend, aber ich kam gut voran. Ich bin ziemlich langsam gelaufen, habe dafür aber kaum eine Pause gemacht. Ich habe gemerkt, dass dies für mich besser ist. So komme ich in einen guten Rhythmus und bin weniger schnell kaputt. Da muss ich jetzt auch dazu sagen, dass ich auch viele Leute überholt habe. Viele von denen waren mit richtigen Tourguides unterwegs, die sie bis zum Gipfel begleiteten. Der Weg ist mitunter ziemlich steil und führt mehrheitlich durch den Wald. Zu Beginn kommt man noch an kleinen Kaffeeplantagen oder Maisfeldern vorbei. Dabei kann man noch auf den See und das Dorf selbst sehen. Ausserdem gibt es noch einen Mirador, einen Aussichtspunkt auf halber Strecke. 

Ahja, und was es kurz vorm Gipfel gibt: einen Geocache! Jep, auch auf einem Vulkan in Guatemala bin ich mitten durch den Busch gekrochen, um eine Dose zu finden. Und ich habe sie gefunden. In dem Moment war ich auch sehr froh, dass die drei Jungs nicht dabei waren. So konnte ich meinen kleinen Triumpf ungestört feiern. Danach waren es nochmals rund 15 Minuten bis ich am Gipfel war und der ganze Weg führte weiterhin durch den dicht bewaldeten Dschungel. Deshalb ahnte ich bis zuletzt nicht, welche Aussicht mich da erwartete. 

Was für eine Belohnung für all die Mühe beim Aufstieg das war. Ich kam um die Ecke und unter mir erstreckte sich urplötzlich diese riesige See. Die Jungs verpassten eindeutig etwas. Obwohl, nicht alle... Während ich dort so sass und die Aussicht auf mich wirken liess, kam doch tatsächlich Janosch angesprintet. Er hatte verschlafen und war eine Stunde nach mir gestartet. Wir sassen oben noch etwas zusammen rum, machten ein paar Bilder, genehmigten uns den einen oder anderen Snack und stiegen dann zusammen runter. 





Auf geht's in das Hippie-Dorf am See


Schon vorher haben mir immer alle von San Marcos erzählt, ein anderes Dorf am See. Es gilt als eines der schönsten Dörfer am See und als spirituelles Zentrum. Es gibt unzählige Ort, die Yoga und Massagen anbieten, man kann problemlos vegetarisch essen gehen und am Abend einem Trommelkreis beiwohnen. Für ein paar Nächte wollte ich dorthin gehen, um zu schauen, ob es mir auch gefallen würde. Ich war mir da nämlich nicht so sicher. Alle hatten mir empfohlen ins Hostal del Lago zu gehen. Dort ist es aber schwierig ein Bett zu bekommen. Sie nehmen keine Reservationen an. Man taucht einfach auf und fragt nach der Verfügbarkeit. Sobald man ein Bett ergattert hat, kann man bleiben solange man will. Vorausgesetzt man gibt bis zur Check-out Zeit Bescheid. An sich ein gutes Konzept, man muss eben einfach Glück haben. 

Ich kam dort gegen Mittag an und hatte bereits keine Chance auf ein Bett. Der mehr oder weniger nette Typ an der Rezeption teilte mir und der Israelin, die mich begleitete, mit, dass wir da schon früher kommen müssten. Ab um 8 Uhr am Morgen kommen die ersten Leute und lassen sich auf die Liste schreiben. Anhand dieser Liste werden die freiwerdenden Betten anschliessend verteilt. Wir wären aber herzlich willkommen, dort abzuhängen. Somit zogen wir mit unserem Gepäck weiter. Nebenan gab es noch eine sehr einfache Unterkunft und wir mieteten uns dort in ein Doppelzimmer ein. 

Den Rest des Tages verbrachten wir dann im Hostel del Lago. Wir gingen im See schwimmen, sonnten uns und tranken am Abend ein Bier. Eben, hier gab es dann auch den Trommelkreis. Ich kann das gar nicht beschreiben und ich will mich schon gar nicht darüber lustig machen. Es war einfach so anders und speziell. Und damit auch sicher nichts für jedermann. Wir kamen dort also an und die Leute sassen bereits im Kreis. In der Mitte des Kreises brannte ein Feuer. Naja, und sie trommelten. Jeder für sich und doch alle miteinander. Das Ganze ging dann mehrere Stunden. Irgendwann tanzten auch einige. Wir blieben gerne einfach Zuschauer. 

Es war ok, aber es hat mich nicht umgehauen. Eventuell wäre es anders gewesen, wenn ich ein Bett in eben diesem Hostel erhalten hätten. So hielt mich dann aber nicht viel in San Marcos. Allgemein hatte ich langsam das Gefühl, dass es Zeit wurde, Guatemala zu verlassen und weiterzuziehen. Nicht dass es nicht mehr zu sehen gehabt hätte, ich war nur schon drei Wochen dort. Ausserdem hatte ich eine Einladung zu einem 30. Geburtstag in Antigua erhalten. Janosch würde an dem folgenden Wochenende 30 Jahre alt werden und hatte vor mit einiger seiner Velofreunden zu feiern. Da wollte ich gerne dabei sein.  






Wir schwingen das Tanzbein in Antigua


Ich machte mich also wieder auf den Weg nach Antigua, um dort Janosch und seine Velofreunde zu treffen. Er feierte in seiner Unterkunft, gemeinsam kochte er mit ein paar der anderen ein feine Sachen, mit denen wir uns Fajitas machten. Sehr lecker. Dazu gab es jede Menge Bier. Später ging es auf in eine Bar, um noch eine Runde zu tanzen. Da ich wieder im Tropicana übernachtete und die einen speziellen Deal mit der Bar haben, hatten wir den ganzen Abend vergünstigte Drinks. Es lief viel Salsamusik und das Publikum bestand aus vielen Guatemalteken - was ein Spass. Alle waren gut drauf und es wurde ein gelungener Abend. Einer meiner letzten Abende in Antigua und allgemein in Guatemala. 

Ich hatte mich bereits entschieden, von Antigua aus ein Shuttle nach León in Nicaragua zu nehmen. Dies kostete mich rund USD 80, war es aber wert. Lange hatte ich überlegt von Guatemala-Stadt nach Managua zu fliegen, da die Tickets recht günstig waren. Allerdings wollte ich nach León, dass heisst ich hätte noch zwei zusätzliche Transfers benötigt. Von Antigua zum Flughafen Guatemala-Stadt und später noch einen von Managua nach León. Das machte alles komplizierter. Ausserdem helfen die Fahrer bei den Grenzübergängen, schliesslich gab es auf der Strecke drei Stück zu passieren. 


Mitten in der Nacht ging es los nach Nicaragua


Um 2 Uhr morgens sollte mich das Shuttle also im Hostel abholen, rund 20 Minuten vorher stand ich wie verlangt parat. Leider kam keiner. Erst dachte ich, dass würde schon passen, es läuft nicht alles so pünktlich ab wie daheim. Als nach rund 45 Minuten immer noch keiner da war, fragte ich den Nachtwächter, ob er es für mich abklären könnte. Nach einem kurzem Telefonat hiess es, sie wären unterwegs. Und tatsächlich, rund 20 Minuten später klopfte es und das Shuttle stand vor der Tür. Grund für die Verspätung: sie hatten mich vergessen und waren schon ausserhalb von Antigua als sie feststellten, dass ich fehlte. Sie drehten um und holten mich. Es konnte also losgehen. 

Da wir eine Verspätung von mehr als einer Dreiviertelstunde hatten, trat unser Fahrer richtig aufs Gas. Er wollte es rechtzeitig an die Grenze schaffen, bevor es zu voll sein würde. Als wir uns dem Grenzübergang zu El Salvador näherten, warteten aus schon etliche Lastwagen, um passieren zu können. In sehr riskanten Überholmanövern schlengelte sich der Fahrer an alles vorbei und hielt zuvorderst vor dem Schalterhäuschen. Wir stiegen aus und holten uns unsere Ausreisestempel aus Guatemala. Danach ging es hinein nach El Salvador. Hier war es etwas komisch. Mitten an der Strasse standen zwei Beamte in Uniform. Ohne das Fahrzeug verlassen zu müssen, zeigten wir ihnen unsere Pässe. Sie kontrollierten den Stempel und liessen uns weiterfahren. 

Nachdem wir an einer Tankstelle in El Salvador eine Pause einlegten, wurde es etwas skurril. Erst hielten wir in El Tunco an und liessen ein paar Leute aussteigen. Danach hielten wir mitten im Nirgendwo, wo bereits ein Van wartete, der in die Gegenrichtung fuhr. Es stiegen ein paar Leute zu uns um. Wir fuhren ein Stück weiter, wo wieder ein Auto wartete. Dort wurden dann ebenfalls Personen und Gepäckstücke umgeladen. Es ging weiter zur Grenze zu Honduras. Hier sammelte einer der Fahrer unsere Pässe und das Geld für die Gebühren ein. Bei dem Grenzübergang zwischen El Salvador und Honduras mussten wir noch nicht einmal den Van verlassen. Der Fahrer ging mit unseren Pässen zu den jeweiligen Schaltern und kam nach wenigen Minuten wieder. Die Fahrt durch Honduras ging sehr schnell, da es nur eine kurze Strecke war. 

An der Grenze zu Nicaragua ging es dann etwas länger. Obwohl der Fahrer sich wieder um unsere Stempel kümmerte, dauerte die ganze Sache rund eine Stunde. Wir stiegen aus und kauften uns Getränke und Snacks, danach hiess es einfach warten. Was genau so lange dauerte, blieb uns ein Rätsel. Schliesslich waren es nur sieben ausländische Pässe, die gestempelt werden mussten. Und dazu wollten sie weder unsere Gesichter noch unsere Pässe sehen. Als der Schalterbeamte endlich soweit war, konnten wir unsere Pässe wiederhaben und die Fahrt ging weiter. Endlich waren wir in Nicaragua, aber noch lange nicht in León. Das erreichten wir als die Sonne bereits untergegangen war. Knapp 16 Stunden hatten wir gebraucht.


Willkommen in León, willkommen im Poco a Poco Hostel


Wir waren endlich da! Und das Tolle war, dass das englische Pärchen aus dem Shuttle das gleiche Hostel wie ich gebucht hatte. Somit machten wir uns gemeinsam auf den Weg und kamen nach wenigen Minuten im Poco a Poco Hostel an. Wer hätte da gedacht, wie lange ich dort bleiben würde.






Samstag, 22. April 2017

Guatever - zum Zweiten

Da sass ich nun endlich im Shuttle unterwegs nach Antigua und war alles andere als entspannt. Ich hatte es nämlich nicht im Vorfeld geschafft, eine Unterkunft zu buchen. In der Regel hatte ich bis dahin immer etwas vorgebucht, zumindest für eine Nacht. So wusste ich weder, wo ich ankommen werde, was für Unterkünfte es hat, noch wo ich die Nacht verbringen würde. Schlussendlich war dies alles kein Problem. In meinem Reiseführer fand ich ein Hostel, das ziemlich ansprechend klang und auch meinem Budget entsprach. Auf meiner Offline-Karte im Handy schaute ich nach, wo es lag. Sobald wir in Antigua waren, schaute ich nach, wo wir uns befanden. Ha, ich hatte Glück. Knapp hundert Meter von eben diesem Hostel liess uns der Fahrer aussteigen. 

Ich lief um die Ecke und konnte eines der letzten zwei freien Betten ergattern. Und das Beste: im Eingangsbereich traf ich auf Keira, meine Reisefreundin von Belize. Das Leben ist super! Keira machte sich auf den Weg, um einen Vulkan für den Sonnenuntergang zu besteigen und ich bezog erst einmal mein Zimmer. Mit dem Hostel hatte ich echt Glück und fühlte mich grad wohl dort. Vor allem auch, weil ich zufällig in Keiras Zimmer gelandet bin. Die Welt ist echt klein, insbesondere auf den Top-Backpacker-Reiserouten.


Antigua: Kolonialarchitektur und Vulkane


Antigua ist die ehemalige Hauptstadt von Guatemala. Bei einem Erdbeben von mehr als 200 Jahren wurde die komplette Stadt jedoch so stark zerstört, dass die Guatemalteken die Hauptstadt nach Guatemala-Stadt verlagerten. Touristisch ist Antigua mit seiner spanischen Architektur, den bunten Gebäuden und historischen Kirchen allerdings viel interessanter und ansprechender als die heutige Hauptstadt Guatemalas. Ein erster Spaziergang durch die Stadt führte mich vorbei an netten Caféś und Geschäften sowie halb zerstörten Kirchenruinen. Ausserdem hat man von der Stadt aus einen tollen Blick auf die drei umliegenden Vulkane Agua, Acatenango und Fuego. Fuego ist äussert aktiv und spuckt des Öfteren Lava und Asche. 

Gleich für den nächsten Tag buchte ich einen Ausflug zum Vulkan Pacaya - ebenfalls ein aktiver Vulkan in der Gegend um Antigua. Am Nachmittag fährt man los zum Fusse des Vulkans und dem Startpunkt der Wanderung hinauf. Die Wanderung an sich dauert nur rund eine Stunde, da es nicht mehr möglich ist, ganz auf den Gipfel zu steigen. Dies ist viel zu gefährlich bei der aktuellen Aktivität des Vulkans. Der Aufstieg an sich ist nicht besonders schwierig. Sollte man dennoch Probleme haben, ihn zu meistern, kann man sich ein Pferd mieten. Ich war selbst erstaunt, wie viele Leute dies in Anspruch genommen haben. 

Am höchsten Punkt angekommen, schaut man auf ein Feld von erkalteter Lava vom Ausbruch des Vulkans in 2010. Dort gibt es zahlreiche Spalten, durch die die heisse Luft aus dem Inneren des Vulkans strömt. Die zahlreichen Tourenveranstalter haben sich deshalb etwas ganz Tolles einfallen lassen - sie lassen die Touristen dort Marshmallows rösten. Ziemlich fein! Man spiesst den süssen Würfel auf einem Holzstock auf und hält diesen in eine der heissen Spalten. In ein oder zwei Minuten ist der Marshmallow goldbraun gebacken und fertig zum Verspeisen. 

Ein Stück weiter schauten wir später den Sonnenuntergang. Wirklich ein toller Anblick. Man schaut, natürlich, gen Westen und sieht dort die beiden Vulkane Acatenango und Fuego. Und an diesem Abend war Fuego besonders aktiv. Er spuckte so viel Lava, dass man diese am Hang hinunterfliessen sehen konnte. Je dunkler es dann wurde, desto besser war das ganze Schauspiel zu sehen. Und auch Pacaya war aktiv, wir hörten es ständig grummeln und sahen ab und an Steine aus dem Krater schiessen.




In Antigua selbst habe ich ansonsten nichts besonderes unternommen. Ich bin durch die Strassen geschlendert, habe die alten Ruinen von Kirchen bewundert, habe ein paar kleine Sachen auf dem Markt gekauft und ansonsten in netten Caféś oder Restaurants gesessen. Ich habe andere Reisende getroffen, die ich schon von Mexiko, Belize oder einem anderen Ort in Guatemala kannte. Abends sind wir durch ein paar Bars gezogen und haben lokales Bier getrunken. Ich war viel mit Keira unterwegs bis sie abgereist ist. 

Antigua ist dabei gar nicht mal so günstig wie man denken mag. Viele Caféś bieten richtig guten Kaffee an, der dann auch durchaus seinen Preis hat. Zwar sind die Preise noch lange nicht so hoch wie in der Schweiz, aber als Backpacker merkt man das schon. Einmal ist mir tatsächlich das Geld ausgegangen. Irgendwie habe ich gedacht, ich hätte noch genug, stellte dann beim Abendessen fest, dass es mir so grad reicht, um die Rechnung zu bezahlen. Abheben konnte ich an dem Abend nichts mehr, da die Geldautomatenhäuschen bereits geschlossen waren. Da ist nämlich immer ein Sicherheitsmann, der sie bewacht und der hat halt auch irgendwann Feierabend. Für mich war es ok, schliesslich konnte ich mit meinem Restgeld noch gut was essen und am nächsten Morgen dann auch wieder Geld abheben. Alles halb so wild.






Surfen an der Pazifikküste von Guatemala


Surfen wollte und will ich so viel wie möglich auf dieser Reise. Deshalb habe ich ständig geschaut, wo es welche Spots gibt und wie das Wellenreiten dort so ist. Als ich im Hostel in Antigua war, sah ich dort eine Werbung für das Driftwood Surfers, welches an der Pazifikküste in El Paredon nur rund zwei Stunden von Antigua entfernt liegt. Der Plan stand sodann. Ich buchte ein Bett im Driftwood Surfers und mit dem Shuttle ging es direkt hin. Fast alle aus dem Shuttle stiegen dort ab und wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut. Wir wurden dort auch ziemlich nett empfangen. 

Das Hostel dort befindet sich direkt am Strand, hat einen Pool, ein Beachvolleyballfeld und einen kleinen Surfbrettverleih. Was braucht man mehr? Gut, ich sollte jetzt den Strand näher beschreiben. Der Sand ist schwarz und wird während des Tages (weil es immer heiss und sonnig ist) sehr sehr warm. Man kann kaum über den Sand zum Wasser laufen, ohne sich die Füsse zu verbrennen. Sieht sehr witzig aus, wenn alle mit ihren Surfbrettern über den Strand rennen. Ausserdem erwähnenswert ist, dass man durch die Biegung des Strandes den Sonnenauf- sowie den Sonnenuntergang sehen kann. Ziemlich cool, habe ich auch beides mitgenommen. Ah ja, und man duscht mit salzigen Wasser. Keine Ahnung, warum. Es ist auch echt komisch, sich mit Salzwasser die Zähne zu putzen. 

Am ersten Tag habe ich auch gleich nach einem Surfbuddy gesucht. Schliesslich hat die nette Frau von der Rezeption gesagt, man soll ja nie allein schwimmen gehen, weil die Strömung so stark ist. Viele Leute sind nicht Surfen gegangen, kam mir gleich etwas komisch vor. So schlecht war es nicht, auch wenn es nicht unbedingt gut war. Ich habe doch die eine oder andere grüne Welle gesurft. Am Abend wurde mir dann auch klar, was eigentlich abging. Das Driftwood ist mehr ein Partyhostel als eine Surfbude. Leider. Auch wenn die Party lustig war. Nach dem gemeinsamen Abendessen - ein allabendliches Buffet zum fixen Preis und mit wechselnder Küche - wurden Trinkspiele gespielt. 

Eben, wir starteten also mit der "Power Hour". Während einer Stunde spielten sie 60 Lieder für jeweils eine Minute, zu denen wir den Filmtitel erraten sollten. Jeder erhielt ein Bier und ein leeren Shotglas. Dies galt es immer schön mit Bier aufzufüllen und leerzutrinken sobald ein neuer Songs begann. Eine Dose Bier reichte für rund zehn Shots. So, die Mathegenies unter uns, die aufgepasst haben, können nun berechnen wie viel Bier jeder am Ende dieser Stunde getrunken hatte. Hahaha, es war ein lustiger Abend, mit einer betrunkenen Runde Billard und einem Lagefeuer am Strand. 





Never Stop Exploring


Die nächsten Tage liefen mehr oder weniger gleich ab. Etwas Surfen, am Strand chillen und mit Reisenden aus aller Welt Geschichten austauschen. Wir konnten den Ort richtig geniessen, da es auch kein Internet hatte und somit auch niemanden, der den ganzen Tag in sein Smartphone starrte. Ich habe da dann auch eine faszinierende Entdeckung am Strand gemacht. Ich ging so spazieren am Morgen und sah plötzlich diese seltsamen Spuren im Sand. Irgendetwas schien knapp unter der Sandoberfläche zu sein. Natürlich habe ich es grad ausgegraben. Es schien eine flache Scheibe zu sein, aber es hatte so Härchen und die bewegten sich. WTF? Und plötzlich fing es an sich wieder im Sand einzugraben. Was für ein seltsamer Anblick. Jetzt, wo ich diesen Text schreibe, weiss ich was es ist. Ein Sanddollar - hier ein Video. 

Es hat rund anderthalb Monate gedauert bis ich rausgefunden habe, was es ist. Wie sollte man soetwas auch bei Google finden, wenn man nicht den leisesten Schimmer hat, was es sein könnte. Irgendwo an einem Strand in Nicaragua beschrieb ich einem Hobbybiologen, ein älterer Herr, der am Abend mit uns Bier trank, was ich da gefunden hatte. Und der wusste sofort, was es ist. Sanddollars gehören zu den Seeigeln und leben an flachen Sandküsten aller Meere. Sie haben Skelette aus Kalkplättchen und feine Härchen, die immer in Bewegung sind, um Nahrung zum Mund zu führen. Faszinierend, wieder etwas gelernt. 


Da wartet eine echte Herausforderung


Bevor ich zum Strand nach El Paredon fuhr, wusste ich nicht wirklich, wie meine weitere Reise aussehen würde. Ich wusste, ich wollte noch zum See Atitlan und danach weiter nach Nicaragua. Mir wurde dann aber klar, dass ich eventuell doch noch den Vulkan Acatenango besteigen muss. Als ich noch in Antigua war, haben alle darüber geredet. Es handelt sich dabei um eine sehr anspruchsvolle Wanderung zum Gipfel des zweithöchsten Vulkans von Guatemala. Von dort geniesst man einen unglaublich guten Ausblick auf den aktiven Fuego. Es ist eine zweitägige Tour mit einer Übernachtung im Zelt knapp unter dem Gipfel auf 3'700 Metern. Der Aufstieg um die fünf Stunden und muss dabei sein ganzen Gepäck inklusive Schlafsack, Isomatte, Wasser und Essen selbst tragen. 

Ok, ich wollte die Tour machen und fuhr dafür nach Antigua zurück. Ich hatte mich auch schon für einen Veranstalter entschieden. Es hat unzählige Anbieter mit verschiedenen Paketen zu unterschiedlichen Preisen. Ich hatte von der Tour vom Tropicana Hostel nur gute Rückmeldung en gehört. Sie gehören zu den günstigeren Anbietern, boten aber eine lohnende Tour. Gleich nachdem ich mich angemeldet hatte, machte ich mich an die Vorbereitungen. Ich kaufte vier Liter Wasser, einiges an Snack sowie Fliesshandschuhe und ich mietete eine dicke Jacke. So etwas hatte ich nicht dabei. Danach packte ich meinen Rucksackinhalt in einen riesigen schwarzen Müllsack. Der Grossteil meiner Klamotten sollte im Hostel bleiben und der mein Backpack sollte mit auf den Vulkan. Irgendwo musste ich später schliesslich den Schlafsack, die Isomatte und ein Teil vom Zelt unterbringen. Ich war sowas von bereit, es konnte losgehen. 

Der Schweiss läuft, die Hände frieren



Mit einem Van wurden wir nach dem Frühstück beim Hostel abgeholt und zum Ausgangspunkt unserer Wanderung gefahren. Der Start war für uns bei 2'300 Metern, andere Gruppen laufen meistens weiter unten los. Ich mietete mir bei den netten Guatemalteken dort noch einen Wanderstock bevor wir dann endlich losliefen. Unser Guide war ein Local, sprach aber nur Spanisch. Da ich scheinbar die Einzige mit irgendwelchen Spanischkenntnissen in unserer Gruppe war, übersetzte ich hin und her. Was übrigens nicht so einfach war, da Spanisch erst einmal ins Deutsche geht bei mir und dieses Ergebnis dann ins Englische übersetzt werden muss. Nachdem wir also eine spanische Einführung erhalten haben und ich diese ins Englische übersetzt habe, damit auch die anderen wissen, was abgeht, konnten wir losmarschieren. 

Zuerst ging es über Felder von Vulkanasche, wo teilweise Mais oder Bananen angebaut wurden. Gleich zu Beginn schloss sich uns ein Hund an und begleitete uns schlussendlich bis zum Zeltplatz. Dort kamen uns auch die Gruppen entgegen, die die Nacht zuvor auf dem Acatenango verbracht haben. Sie waren ziemlich dreckig von der Vulkanerde und redeten uns durchweg gut zu. Es ist anstrengend, aber würde sich lohnen. Und so liefen wir weiter, hier war es noch mehr oder weniger flach. Der steile Teil erwartete uns aber schon. Auch das Gewicht auf meinem Rücken machte sich bemerkbar. Ich schwitzte langsam, auch wenn es nicht so warm war wie erwartet. 
Der steile Anstieg begann. Langsam gingen wir die Serpentinen am Hang entlang hinauf und machten hin und wieder eine Pause. Es wurde immer strenger, die Luft wurde dünner und wir schwitzten immer mehr. Zum Glück stand schon bald die Mittagspause an, bei welcher wir endlich unsere Rucksäcke absetzen und die mitgebrachten Lunchpakete leeren konnten. Unseren Hund hatten wir auch immer noch dabei und er bettelte fleissig nach den Überresten unserer Burritos. Ich würde fast sagen, dass ich ihm was hätte geben sollen, denn ich ass mal wieder viel zu viel. Dies merkt man bei einem solchen Aufstieg ganz schön. 

Es ging nach rund 30 Minuten weiter, ohne das es leichter wurde. Zwischendrin musste ich noch meine dicke Jacke montieren, da es doch schon richtig kalt wurde. Ausserdem holte ich die Handschuhe aus dem Rucksack. Das Wetter war nicht richtig sonnig und es wehte ein kühler Wind. Die meiste Zeit bildete ich das Schlusslicht. Dies macht mir aber noch nicht mal im Nachhinein etwas aus. Unsere Gruppe bestand aus zwei Typen, zwei Mädels und mir. Die zwei Mädels liessen ihr gesamtes Gepäck bis auf einen kleinen Rucksack mit Geld und Kameras von einem Local gegen Bezahlung den Berg hinauftragen. Ich trug meinen gesamten Scheiss selbst hinauf und bin ziemlich stolz darauf. Da kann ich dann schon mal die Letzte sein, die am Berg ankommt.

Nach einer Weile wurde der Weg dann weniger steil und der Guide redete uns gut zu, dass es nicht mehr so weit ist. Ich ging immer noch ganz hinten, hatte aber einen guten Rhythmus gefunden. Immer vorwärts, ein Zurück gibt ja doch nicht. Und plötzlich kamen wir an unserem Zeltplatz an. Der Guide baute die Zelte für sich und für uns auf, die Lagerfeuerstelle war bereits dort und wir zogen langsam aber sicher unsere dicken Klamotten über. Über meine Leggings kam also meine Jeans, über mein Top kam ein Tshirt, ein Langarmshirt und wieder die dicke Jacke. Ausserdem kramte ich Schal, Mütze und die Handschuhe hervor. Wer hätte gedacht, dass es so kalt werden würde. 

Und plötzlich knallte es


Während wir da so vollauf mit uns selbst beschäftigt waren, ertönte plötzlich ein lauter Knall und ein Grollen folgte. Wir schauten rüber zum Fuego und trauten unseren Augen kaum. Der war soeben Vollgas ausgebrochen, mir nichts dir nichts, voll krass. Uns fehlten die Worte. Eine riesige Aschewolke stieg vom Krater auf. Dazustehen und mitzuerleben, welche Kraft die Natur hat, zeigt einem doch wie klein und machtlos der Mensch in solchen Augenblicken doch ist. Bis am nächsten Morgen sollten noch ein paar mehr Auftritte vom Fuego folgen. In der Zwischenzeit ging die Sonne unter und unser Guide kochte uns ein paar Spaghetti auf dem Lagerfeuer. Leider war es nach Sonnenuntergang so kalt, dass die Pasta nach dem ersten Bissen schon kalt wurde. Glücklicherweise gab es noch eine Nudelsuppe und heissen Kakao. 

Wir sassen noch ein paar Stunden zusammen bis es zu kalt wurde und wir beschlossen uns im Zelt zu verkriechen. Es bot gerade mal Platz für fünf Personen und wir schliefen eng aneinander gedrängt, in all unseren Klamotten in unsere Schlafsäcke gekuschelt. Im Gegensatz zu den anderen habe ich zumindest meine Schuhe abgezogen. Ich schlaf doch nicht mit Schuhen, ich trug ja schon zwei Paar Socken. Die Nacht war ok, auch wenn keiner von uns viel schlief. Mehrmals hörte ich Fuego rumoren und ausbrechen, eines der Mädels rollte sich hin und her, weil ihr übel war und irgendjemand schnarchte. 

Ein hart erkämpfter Sonnenaufgang auf fast 4'000 m


Kurz nach vier Uhr war die Nacht dann auch schon vorbei. Wir quälten uns im Dunkeln aus dem Zelt und machten uns an den Aufstieg zum Gipfel des Acatenango. Von dort aus wollten wir den Sonnenaufgang schauen. Es ging steil den Berg hinauf, es war stockfinster und wir versanken bei jedem Schritt im Vulkansand. Einem der Mädels war leider immer noch schlecht und sie schaffte es nicht zum Gipfel hinauf. Ich denke, die Höhenkrankheit hat sie leicht erwischt. Ihr ging es nachher den ganzen Abstieg und später im Hostel ziemlich schlecht. Während sie mit unserem Guide im Camp blieb, hängten wir restlichen Leute uns an eine andere Gruppe ran und stiegen weiter hinauf. Ein Hoch auf meine Stirnlampe, sag ich da nur! Von wegen, wofür braucht man die. Während die Lampe einfach auf meinem Kopf sass und meinen Weg beleuchtete, konnte ich beide Hände nutzen, um hinaufzuklettern. Ich habe die anderen beobachtet, mit einem Handy als Taschenlampe ist das nicht so leicht. 

Oben angekommen sahen wir bereits das erste Licht des Tages, es würde ein wunderbarer Sonnenaufgang werden. Aus dem Nebelmeer vor uns ragten die verschiedenen Vulkane der Gegend hervor. Sobald es heller wurde, konnten wir den gesamten Krater unter uns sehen sowie den Fuego neben uns. Na, und was macht der? Bricht natürlich gleich nochmals für uns aus. Es war echt unglaublich schön. Und wahnsinnig kalt. Ich wollte mehr Fotos machen, aber es ging nicht so gut, weil meine Hände mir fast abfroren. In dem Moment bin ich auch auf die Gedenktafel am Gipfel gestossen. Rund einen Monat zuvor waren sechs Menschen bei einer ähnlichen Tour auf dem Gipfel des Acatenango erfroren. Anfang Januar gab es einen ziemlichen Kälteeinbruch und die Gruppe war weder vorbereitet gewesen noch hatten sie am richtigen Ort campiert. Eine sehr traurige Geschichte. 

Wir machten uns schon bald wieder an den Abstieg zu unserem Camp. Dort erwartete uns unser Guide bereits mit dem Frühstück. Er machte Kaffee im Lagerfeuer und wir wärmten uns auf bevor es daran ging, alles zusammenzupacken und runterzusteigen. Dem einen Mädel ging es immer noch schlecht, hier kam es ihr dann richtig zu Gute, dass sie ihr Gepäck nicht tragen musste. Einer der Locals kam extra hinauf, um die Sachen wieder runter zum Startpunkt zu tragen. Und ich war immer noch stolz wie Oskar, dass ich meinen Kram plus (!) einen Teil vom Zelt trug. Ivch bin so super, hehehe. Aber auch ich war froh als wir endlich unten ankamen und in den Van zurück nach Antigua steigen konnten. Es war mit Sicherheit eine der grössten Herausforderungen, der ich mich je gestellt habe. Der Gipfel liegt auf fast 4'000 Metern und mein Rucksack wiegte gut und gerne fast zehn Kilo. Aber ich habe es geschafft und wurde mit grandiosen Ausblicken und dem faszinierenden Naturschauspiel eines ausbrechenden Vulkans belohnt.

Zurück in Antigua gönnten die Jungs und ich uns erstmal ein Bier und einen dicken Burger während die Mädels direkt ins Bett gingen. Anschliessend machten wir unsere Pläne für die Weiterreise.  







 


Sonntag, 2. April 2017

Guatever - zum Ersten

Guatemala ist so ein tolles Land! Das war mir vorher gar nicht klar. Ich bin ohne grosse Erwartungen hingefahren, eigentlich nur mit dem Wunsch Tikal zu besuchen. Ich habe auch nicht wirklich gross recherchiert, was man unbedingt sehen muss. Irgendwie hat sich alles ergeben, aber das war gut so. Obwohl man meinen könnte ich bin etwas planlos durch das Land getingelt. Immerhin war ich dreimal in Antigua. Vielfach habe ich einfach mit anderen Reisenden geredet und geschaut, was von deren Empfehlungen auch mir gefallen würde. Aber fangen wir mal von vorne an.


Wie kam ich denn von der Insel in Belize nach Guatemala?


Von der Ferne betrachtet klingt alles immer so kompliziert. Ist es dann aber irgendwie gar nicht mehr, wenn man erst einmal vor Ort ist. Touristen gibt es mittlerweile überall und ich reise schliesslich auf der touristischen Hauptverkehrsstrasse in Zentralamerika. Jeder nimmt dieselbe Route und dementsprechend sind die Einheimischen vorbereitet. Es gibt Tourbüros an jeder Ecke und man kann so ziemlich überall hin ein Ticket buchen. Meine erste Destination in Guatemala sollte Flores sein, in Norden des Landes gelegen und Ausgangspunkt für einen Besuch der Ruinen von Tikal. Ich marschiere also in eines dieser Reisebüros auf Caye Caulker und kaufe mir ein Kombiticket bis nach Flores, Bootsüberfahrt und Grenzübergang inklusive. 

Am nächsten Morgen legt das Boot nach Belize City ab, es ist genauso klein wie bei der Hinfahrt und ziemlich gut gefüllt. Auf Hafen in Belize City angekommen, muss man sich mit seinem Ticket bei der entsprechenden Agentur melden und sie stellen ein Busticket mit zugeteilten Sitzplätzen aus. Die Wartezeit von rund einer Stunde verbringe ich mit einem Pärchen aus Finnland, das mit seinem Baby quer durch Zentralamerika reist. Ohne Witz, der knapp Einjährige hat schon eine Menge bunter Stempel in seinem Reisepass. Und er ist ziemlich süss, wie er so hin und her kriecht, alles angrabscht und jeden anlächelt. 

Endlich können wir den Bus besteigen. Wieder ein Moment, wo ein paar Amerikaner bewiesen, dass sie nicht die Hellsten sind. Wir hatten zugewiesene Sitzplätze im Bus, hatte ich bereits erwähnt. Zahlen auf dem Ticket zu lesen und sich entsprechend dieser zu platzieren, schien für sie ein Ding der Unmöglichkeit. Da ich keine Lust hatte irgendwo zu sitzen, habe ich auf meinen Sitzplatz bestanden. Das war eventuell bisschen überkorrekt, aber es hat mich genervt, dass sie so ignorant waren. Und dann tun die auch noch so, als wäre ich im Unrecht. Hahaha, das ging voll nicht klar. Zufrieden sass ich dann nachher auf "meinem" Platz. 

Bis zur Grenze nach Guatemala waren es knapp zweieinhalb Stunden, die Zeit verging sehr schnell. Dort angekommen, mussten wir die Grenze zu Fuss überqueren. Unser Gepäck blieb im Bus. Um aus Belize auszureisen, muss man noch eine Ausreisegebühr entrichten, die alles andere als billig war. Eben, Belize ist einfach teuer. Es ging aber alles zum Glück sehr schnell. Wir marschierten über eine Brücke, die von weitem irgendwie wie eine Autowaschanlage aussah. Der Bus folgte uns kurze Zeit später und wartete bis wir offiziell eingereist waren. Dies darf man auf keinen Fall auslassen. Man benötigt den Stempel, um das Land wieder verlassen zu können. Dieser Stempel gilt als Visum für die C4 Region und ermöglicht einem den Aufenthalt von insgesamt bis zu 90 Tagen in Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua. 

Es ging alles ratz fatz und wir waren wieder im Bus Richtung Flores. Diesmal hatte ich einen neuen Sitznachbarn, einen sehr gesprächigen Guatemalteken mittleren Alters. Wir unterhielten uns halb auf Spanisch, halb auf Englisch über meine Reiseroute, guatemaltekisches Bier und schlussendlich zeigte er mir noch Fotos von seiner Frau. Ganz herzig. Es dauerte nochmals rund drei Stunden bis wir in Flores ankamen. Flores selbst ist eine kleine Insel im See Petén-Itzá, verbunden durch einen Damm mit der Stadt Santa Elena. In Santa Elena mussten wir auf kleine Vans umsteigen, da grosse Busse unmöglich auf die Insel kommen. Zu Fuss ging ich nach Ankunft im Zentrum zu meinem Hostel. Ich hatte mich im beliebten Los Amigos eingebucht. Fast jeder geht dorthin, wenn auch nur um einen Abend lang Party zu machen. 


Für den Sonnenuntergang nach Tikal


Tikal war für mich ein absolutes Muss. Eigentlich wollte ich dort den Sonnenaufgang erleben. Viele andere Reisende, die das gemacht hatten, erzählten mir aber, dass man nicht wirklich den Sonnenaufgang sieht. Es ist zu dieser Jahreszeit ziemlich neblig und es klart erst am frühen Vormittag auf. Auch die Mädels, mit denen ich Caye Caulker unsicher gemacht habe, hatten diese Tour gemacht und bestätigten dies. Ich entschied mich daraufhin für die Sonnenuntergangstour, die am Nachmittag startet und am späten Abend zurückkehrt. Eigentlich bin ich nicht so Fan von diesen Touren, aber es war vergleichsweise günstig und inkludierte einen Guide. 

Wir wurden am Hostel abgeholt und nach Tikal gefahren. Dort angekommen, muss man den Eintritt zahlen und wartet dann eine Weile bis der Guide auch startklar ist. Das war etwas mühsam, weil keiner wusste, was nun passiert. Ich bin da ja immer recht ungeduldig, möchte am Liebsten sofort los und alles entdecken. Das ist eben auch ein Nachteil bei Gruppentouren, man wartet immer auf jemanden und es geht nicht unbedingt zügig voran. Dafür erhält man vom Guide sehr nützliche Informationen und kann sich eher vorstellen, wie es damals war. 


Die antike Maya-Stadt Tikal


Tikal befindet sich inmitten des Dschungels und die steilen Pyramiden sind teilweise so hoch, dass sie den grünen Urwald überragen. In den Bäumen und Palmen kann man Brüllaffen oder Tukane entdecken. Um 700 v.Chr. liessen sich die Maya in dieser Gegend nieder und gründeten eine dicht besiedelte Stadt von grosser religiöser, kultureller und wirtschaftlicher Bedeutung. Rund 1'600 Jahre später begann der Niedergang der Stadt, genaue Gründe dafür sind nicht bekannt bzw. werden noch in der Forschung diskutiert. Heute ist das gesamt Gebiet um Tikal Nationalpark-Gelände und Weltkulturerbe. 

Unser Rundgang begann am Besucherzentrum und dem kleinen Museum von Tikal. Dort gibt es ein Modell der gesamten Anlage, das verdeutlicht, wie gross das ganze Gebiet ist und wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, dass es noch weitere Gebäude gibt, die derzeit noch vom Dschungel überwuchert sind. Ich werde hier jetzt nicht jedes Tempel und Gebäudekomplex aufführen. Was mir persönlich gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass man viele der Gebäude über die durchweg steilen Treppen besteigen kann. Mir gefiel es auch mitten zwischen diesen teilweise bis zu 60 Meter grossen Pyramiden zu stehen und mir vorzustellen, wie es früher wohl war, als um die 100'000 Menschen in Tikal lebten, handelten und kämpften. 

Zum Abschluss ging es zum Templo IV, dem höchsten Bauwerk in Tikal. Hier stiegen wir hinauf, um den Sonnenuntergang zu betrachten. Oben angekommen, fragte ich mich erst einmal, wie das gehen sollte, wenn die Westseite der Pyramide abgesperrt war. So schauten wir erst einmal Richtung Osten , wo sich einem ein wunderschöner Blick auf die anderen Tempel bietet, die aus dem Urwald rausragen. Irgendwann merkte ich dann, dass nach und nach einige Leute verschwanden. Ich folgte ihnen und stellte fest, dass sie unter Anleitung des Guides über die Absperrung kletterten und zur anderen Seite des Tempels gingen. Aha, so kommt man also doch noch zum versprochenen Sonnenuntergang auf der so genannten "Sunset Tour". Gewusst wie. Da war ich natürlich auch grad dabei. 

Nach dem Sonnenuntergang und Anbruch der Dunkelheit verbrachten wir noch ein paar Minuten auf dem Hauptplatz. Die ersten Sterne gingen auf und ich fand es einen ganz speziellen Moment. Also, wenn da nicht die ganzen anderen Leute gewesen wären. Alle schnatterten und kreischten durcheinander. Was ist nur los mit den Menschen? Warum können sie nicht einen kurzen Augenblick ruhig sein und geniessen? In solchen Momenten wie diesen interessiert es doch echt niemanden, wo man schon war und wie viel Party man da gemacht hat. Man steht im guatemaltekischen Dschungel in einer antiken Maya-Stätte inmitten der steil aufragenden Pyramiden, es ist stockdunkel, die Sterne gehen auf und rund herum erwacht die Tierwelt mit der Geräuschvielfalt des Urwalds. In meinen Augen sind wir sehr privilegiert, so etwas erleben zu dürfen und ich bin dankbar dafür. 





Ein Tag am See in Flores


In der Regel bleiben viele Reisende nur zwei Nächte in Flores, besuchen Tikal und ziehen weiter. Ich wollte aber nicht ganz so schnell reisen und fand, dass man ruhig auch einen Tag am See verbingen kann. Es ist möglich, ein Kayak auszuleihen und damit kreuz und quer über den See zu fahren, um an bestimmten Orten anzuhalten. Einer dieser tollen Ort, wo wir hingerudert sind, ist Jorge's Rope Swing. Dabei handelt es sich um ein kleines Restaurant am Seeufer, zu dem ein paar Sprungtürme und ein super langes Schwingseil gehören. 

Bei solchen Sachen bin ich gleich dabei. Mehrmals schwang ich mich mit dem Seil über den See und liess im richtigen Augenblick los. Teilweise war das schon einige Meter hoch. Aber echt ein Spass. Es gibt sogar ein Video von mir auf Instagram. Nach dem wir wieder zurückgerudert waren, bin ich noch etwas durch das Städtchen auf der Insel geschlendert und habe ein paar Bilder gemacht. Es gibt nicht viel zu sehen, aber irgendwie ist es doch ganz nett dort. Mein Hostel war auch sehr cool, um ein bisschen abzuhängen. 




Auf geht's nach Semuc Champey


Das war eine sehr lange Reise... und der letzte Teil verlief über eine äusserst holprige Strecke. Also absolut kein Spass. Nur, es hat sich total gelohnt. Semuc Champey ist zwar unter den Reisenden schon lange kein Geheimnis mehr; jeder sagt, man muss dort unbedingt hin; es ist nur noch nicht so gut erreichbar. Es hat genügend Unterkünfte und auch jede Menge Anbieter für Touren. Ich habe nur zwei Nächte für den Aufenthalt dort eingeplant. Ich kam spät am Abend an und bin früh am Morgen abgefahren. Somit hatte ich nur einen ganzen Tag und dafür hatte ich die Tagestour in den Nationalpark geplant. Das mag jetzt alles etwas unspektakulär klingen, war aber ein Tag voll Abenteuer für mich. 

Es ging morgens los, wir wurden von einem Pickup abgeholt und zum circa elf Kilometer entfernten Eingang zum Park gefahren. Schon diese Fahrt war speziell. Auf der Ladefläche des Pickups ging es im Stehen über eine holprige Strasse bergauf und bergab bis wir endlich unsere erste Station an diesem Tag erreichten. Dabei handelt es sich um eine Höhle mit einem unterirdischen Fluss. Nur mit Bikini und Sportschuhen bekleidet ging es bewaffnet mit Kerzen in die Höhle. Das war wohl mit das skurrilste, was ich in Guatemala gemacht habe.


Ein Abenteuer jagt das nächste


Wir laufen also in die Höhle, zünden die Kerzen an und der Guide gibt eine kurze Einleitung. Mit Russ bemalt er uns die Gesichter und kurz darauf sind wir bereit für unsere Abenteuer. Ich sage schon mal vorweg, in manch anderen Ländern wäre so eine Tour aufgrund von Sicherheitsbestimmungen unmöglich. Die Höhle ist stockfinster und wir hatten nur Kerzen. Zwischendrin war der Fluss so tief, dass wir schwimmen mussten. Wohl bemerkt, mit der Kerze in einer Hand. Aber es hat Spass gemacht. Wir kletterten an Seilen hoch, sprangen von meterhohen Felsvorsprüngen in tiefe Wasserlöcher und das alles unter der Erde. Wirklich ziemlich cool. 


Sobald wir wieder aus der Höhle raus waren, ging es auch schon weiter zur nächsten Aktion. Wir liefen bewaffnet mit grossen Schwimmreifen zu einem Wasserfall. Von dort aus wollten wir uns auf den Reifen den Fluss entlang trieben lassen. Auf dem Weg dahin, liefen wir an einer Schaukel vorbei. Diese Art Schaukel, von der aus man sich ins Wasser stürzt. Hier habe ich das erste Mal verzichten müssen. Ich war mir nicht sicher, ob ich es hinbekomme. Und nachdem eines der Mädels gesprungen ist, war ich mir sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie hat etwas zu früh losgelassen und statt senkrecht ins Wasser zu fallen, machte sie einen enormen Bauchklatscher. In dem Moment war es lustig, aber als sie auftauchte, schien sie krasse Schmerzen zu haben. 

Besonders witzig war, dass es sie nicht davon abhielt ein weiteres Mal zu springen. Und was war? Sie sprang wieder zu früh ab und um den drohenden Bauchklatscher zu vermeiden, drehte sie sich auf die Seite und kam schliesslich mit blauen Flecken am Oberschenkel raus. Tja, ich sage mal so, der ältere Franzose, der uns zuschaute, hat Tränen gelacht. Und unser Guide hat immer wieder gesagt, dass er es doch erklärt hätte. Er ist schier verzweifelt. 

Also, irgendwann kamen wir an der Stelle an, wo wir mit den Reifen starten sollten. Zuerst bildeten wir ein Riesenfloss. Nach und nach gingen alle ins Wasser und hielten sich an den anderen fest. Sobald alle sassen, konnten wir loslassen und uns treiben lassen. Auch dies war ziemlich toll. Plötzlich stürmten ein paar Locals mit Reifen und kleinen Kühlboxen ins Wasser. Sie hatten Bier dabei und wollten, dass wir es ihnen abkauften. Ehe ich mich versah, hatte ich eine Halbliterdose in der Hand. Naja, was soll's. So trieben wir also dahin und tranken genüsslich unser Bier. 





Bevor wir dann zum Mittagessen gingen, stand noch eine weitere Mutprobe auf dem Plan. Ein Sprung von der zwölf Meter hohen Brücke, die den Fluss überquert. Oh man, das war echt krass. Aber ich musste es tun. Ich kletterte über die Brüstung und sprang. Einfach so! Hätte ich dort zu lange gestanden und überlegt, hätte ich es mir wohl anders überlegt. Das Mittagessen mit frisch grilliertem Fleisch hatte ich mir danach richtig verdient. 

Nach dem Mittagessen ging es endlich zu den berühmten Kalksteinbecken mit türkisen Wasser. Dies ist nämlich Semuc Champey. Alles davor lag noch ausserhalb des Nationalparks. Bevor wir uns dort ins kühle Nass stürzen konnten, stiegen wir zum Aussichtspunkt hinauf. Das hat sich definitiv gelohnt, denn nur von dort oben kann man die verschiedenen Becken und den Verlauf des Wassers sehen. Die Aussicht war toll, aber wir konnten es kaum erwarten wieder hinunterzugehen und endlich eine Runde schwimmen zu gehen. 

Das war wieder ein Abenteuer für sich. Wir sprangen von Becken zu Becken, rutschten an einigen Stellen ins nächstgelegene Becken oder tauchten ab, um winzige Höhlen zu erkunden. Es war einmalig und schön erfrischend. Ein absolut gelungener Tag und definitiv eine empfehlenswerte Tour. 




Wenn du ein Ticket hast, aber irgendwie doch nicht


Am nächsten Morgen sollte ich früh am Morgen mit dem Shuttle nach Antigua weiterfahren. Das Ticket dafür hatte ich bereits in Flores gekauft. Als ich dann aber das Shuttle besteigen wollte und mein Ticket zeigte, hiess es, dass ich nicht auf der Liste bin. Ich hatte zwar ein Ticket, der Ticketverkäufer hatte mir aber keinen Platz gebucht. Ja, und was nun? Was wohl? Ich habe diskutiert. Was geht ab? Schlussendlich hatte ich Glück, ein Typ ist einfach nicht aufgetaucht und ich konnte seinen Platz haben. Natürlich nicht, ohne dass ich noch ein paar Dollar extra zahlen musste. Hier habe ich dann endgültig kapiert, dass Reisen in Mittelamerika etwas ganz anderes ist als in Asien oder Ozeanien. 

Egal, ich war auf dem Weg nach Antigua. In diesem Sinne, Guatever! Weitere Abenteuer aus diesem tollen Land folgen.