Teil 1: Von Christchurch nach Westport
Mein Neuseeland-Abenteuer sollte auf der Südinsel starten, denn mein Flug ging von Sydney in Australien nach Christchurch. Christchurch und der Ort Kaikoura ganz in der Nähe waren gerade mal zwei Wochen vor meiner Anreise von einem Erdbeben betroffen gewesen. Aus diesem Grund musste ich meine Route mit dem Bus etwas umplanen. Ich hatte mich für den Kiwi Experience Bus entschieden, da ich von einem sehr guten Angebot für einen Buspass für beide Inseln plus einige Ausflüge profitieren konnte. Man mag darüber diskutieren, ob es die beste Art ist das Land zu bereisen. Für mich ist es super. Man lernt viele neue Leute kennen und der Bus fährt nicht nur von A nach B, sondern hält an verschiedenen interessanten Orten zwischendrin an. Zu diesen Orten gehören bekannte Wasserfälle oder Seen.
Ankunft in Christchurch, eine von Erdbeben zerstörte Stadt
Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht viel von Christchurch erwartet habe, da ich schon oft gehört habe, dass die Stadt seit dem Erdbeben in 2011 nicht viel zu bieten hat. Mehrheitlich stimmt dies auch, ich würde aber nicht hundertprozentig zustimmen. Das Erdbeben im Februar 2011 hat das Zentrum der Stadt fast vollständig zerstört. Die Kathedral ist zur Hälfte eingestürtzt und viele Häuser drumherum wurden zu Ruinen. Das ist ziemlich traurig. Und schlimmer ist eigentlich nur, dass selbst heute - fast 6 Jahre nach dem Erdbeben - noch vieles in Schutt und Asche liegt. Die Stadt ist praktisch tot, auch wenn das krass klingt. In der Innenstadt sind nach wie vor viele Gebäude mit Bauzäunen abgesperrt, genau wie die Kathedrale. Es sieht auch nicht danach aus, dass jemand an diesen Gebäuden arbeitet.
Man trifft auch kaum Menschen auf den Strassen. Was wirklich komisch ist. Man läuft durch das Zentrum der Stadt und sieht weit und breit keine Menschenseele. Nur Baustellen und leere Flächen, wo früher wahrscheinlich Gebäude gestanden haben. Die Kathedrale sollte auch abgerissen werden, die Bevölkerung hat sich aber dagegen gewerrt. Was jetzt damit passiert, weiss ich nicht. In einige Ecken sieht man schon, dass sie dabei sind, wieder aufzubauen. Es wird aber alles noch dauern. Es gibt zwei oder drei kleine Strassen, wo sich Geschäfte in Containern befinden. Das ist noch stylisch finde ich. In einer Ecke gibt es dann Food Trucks - Wagen von denen Essen verkauft wird, ähnlich einem Street Food Market. Ich denke, dies war schneller errichtet als eine komplett neue Einkaufsstrasse hochzuziehen.
Am Tag der Ankunft habe ich also nicht wirklich viel gesehen. Ich bin in die Innenstadt spaziert und habe mir eine Menge Baustellen bzw. Ruinen angesehen. Danach habe ich an einem Food Truck einen feinen Kebab mit Lamm gegessen und bin zum Schluss noch kurz einkaufen gegangen. Den Rest des Tages habe ich im Hostel verbracht. Es ist ein recht neues und schönes Hostel. Ich nehme an, dass es nach dem Erdbeben eröffnet wurde.
Christchurch hat doch minimal etwas zu bieten
Eben, ich will die Stadt nicht ganz schlecht machen. Obwohl das die meisten Menschen tun, wenn sie über die Stadt reden. Wenn man also Zeit hat, kann man dort ruhig ein oder zwei Nächte verbringen. Ich bin am zweiten Tag bei bestem Wetter in die Stadt marschiert, habe kurz die Bibliothek besucht und bin dann in Richtung Botanischen Garten gelaufen. An einem kleinen Truck habe ich mir noch einen guten Kaffee geholt und bin dann entlang der Schienen des Touri-Trams gelaufen. Man kann ja nix falsch machen, wenn man entlang der Panorama-Tram-Route läuft und so an allen Sehenswürdigkeiten vorbeikommt. Ausserdem waren in diesem Teil der Stadt bereits viele Gebäude restauriert und liessen einen erahnen, wie es mal ausgesehen hat, nur eben in neu.
Am Botanischen Garten angekommen, entdeckte ich ein Museum, das kostenlos war. Der Backpacker in mir schrie gleich auf, da musste ich zumindest kurz rein. Innen stellte sich heraus, dass sie momentan eine ganz interessante Ausstellung zum 75. Geburtstag von Air New Zealand haben, die Fluggesellschaft, mit der ich hergekommen war. Ich fand sie schlussendlich auch wirklich gut gemacht. Die Ausstellung ist recht gross und erzählt mehrheitlich über die Geschichte der Airline. Ansonsten ist das Museum ganz nett, aber nichts Aufregendes. Cool war noch das nachgebaute Haus eines Ehepaares, das Muscheln sammelte und damit die Wohnzimmerwand dekorierte. Sie erlangten Berühmtheit , weil sie anfingen, ihr Wohnzimmer für Touristen zu öffnen und die Muscheln zu zeigen. Das hat mir noch gut gefallen. Anscheinend wurde die gute Dame später auch mit Tourismuspreise ausgezeichnet.
Am Anfang der Air New Zealand Ausstellung sind viele Schaufensterpuppen mit den ehemaligen und natürlich aktuellen Uniformen der Flugbegleiter aufgebaut. Schon lustig, was sie damals getragen haben. Eine Ecke widmet sich dann dem Cockpit und zeigt einen Film aus dem Cockpit, mit Kopfhörern ausgestattet kann man dem Funkkontakt zwischen Piloten und Tower bei Landung in Auckland folgen. Oh ja, und in einem Bereich gibt es grosse Touchscreens, auf denen man Flieger von aussen gestalten kann. Es gibt verschiedene Farben und Muster, die man nutzen kann. Danach kann man sich den Spass per Mail zuschicken (habe ich natürlich gemacht).
Was ich ziemlich bewegend fand, war die Trauerecke in Gedenken an die Flugunfälle in der Geschichte von Air New Zealand. Man kann sich dort kurze Dokus zu den einzelnen Abstürzen ansehen und es hat Trauerkränze. Naja, und wie so oft, kam das Highlight zum Schluss: Virtual Reality. Man setzt sich in ein nachgebautes Teil von einem Flugzeug in einen Sitz und bekommt eine Brille. Mit dieser kam man dann einen Film anschauen, der sich auf die Zukunft des Fliegens konzentriert. Und wie das so bei Virtual Reality ist, kann man sich umdrehen und in alle Richtungen umschauen und hat das Gefühl man ist mittendrin. Echt cool. Und auch der Botanische Garten hat mir ganz gut gefallen.
Los geht die Fahrt mit dem grossen grünen Bus
Am frühen Morgen stand ich an der Bushaltestelle bereit, um von Christchurch aus in den Norden der Südinsel, nach Nelson zu fahren. Eigentlich sollte es nach Kaikoura gehen, allerdings kann die Stadt seit dem Erdbeben am 14. November, genau zwei Wochen vor meiner Ankunft nicht mehr angefahren werden. Die Stadt ist zerstört, mein Hostel hat mir storniert und die Strassen sind gesperrt. Wegen der Strassensperrungen in diesem Gebiet mussten wir auch auf dem Weg nach Nelson eine Umleitung fahren. Zu unserem Pech hatte es auf dem geplanten Umweg noch einen schweren Unfall gegeben, so mussten wir einen noch weiteren Umweg fahren und kamen erst am Nachmittag in Nelson an. Allerdings muss ich sagen, dass ich es weniger schlimm fand. Der Umweg führte uns durch eine wunderschöne Landschaft und ich konnte so einen ersten Eindruck von der beeindruckenden Landschaft in Neuseeland gewinnen.
In Nelson angekommen, machte ich mich auf den Weg zu meiner Unterkunft - ein kleines aber feines Hostel, das von einem Iraner geführt wird. Ich klingelte und im Nu stand der kleine Mann mit Glatze vor mir. Er checkte mich ein, kassierte das Geld und zeigte mir die Unterkunft. Für läppische $20 die Nacht übernachtete ich in einem winzigen Vierbettzimmer mit Bad, kostenfreiem Internet und, supertoll, gratis Veloverleih. Gleich für den nächsten Tag meldete ich mich für eines der tollen Mountainbikes an. Am späten Nachmittag spazierte ich noch ein wenig durch die kleine Stadt bis zur Marina. Es gibt eine Menge toller Yachten zu entdecken. Viele Neuseeländer kommen im Sommer nach Nelson und in die Region, um zu segeln.
Mit dem Velo vom Mittelpunkt Neuseelands bis zum Strand
Ich liess mir am nächsten Morgen also das Velo zeigen, setzte den Helm auf und düste los. Mein Plan war zuerst zum Park zu fahren, wo das erste Rugby-Spiel in Neuseeland stattfand. Von dort aus gibt es einen kleinen Wanderweg einen Hügel hinauf, der zum geografischen Mittelpunkt von Neuseeland führt und wo man eine wunderbare Aussicht auf Nelson und das Meer hat. Mit dem Velo kam ich schnell hin, ich muss aber sagen, dass es schon komisch ist im Linksverkehr Velo zu fahren. Im Park angekommen, stellte ich das Velo ab und ging Richtung Wanderweg, um den kleinen Hügel zu erklimmen. Dies ging auch ziemlich schnell und ich konnte bei sehr gutem Wetter eine tolle Aussicht geniessen.
Nachdem ich wieder unten im Park angekommen war, machte ich mich mit dem Velo auf zum Zentrum von Nelson. Dort gibt es eine Kirche auf einem Hügel, diese sah noch recht schön aus und ich wollte sie mir von Innen ansehen. Grad an der Tür erwartete mich ein Mitarbeiter der Gemeinde, der gleich eifrig fragte, ob ich da war, um die Weihnachtsbaum-Ausstellung anzuschauen. Weihnachtsbäume? Ausgestellt in der Kirche? Hm, neee... Eigentlich bin ich nicht deswegen gekommen. Aber schaue ich mir doch gern an. Und da wurde mir zum ersten Mal klar, dass es wohl schwierig werden könnte in Weihnachtsstimmung zu kommen. Weihnachten schien so weit weg, obwohl der erste Advent schon durch war. Es war sehr warm, die Sonne schien und trotzdem hingen überall schon Weihnachtsdekorationen. Also, die Ausstellung war echt toll. Es gab jede Menge verschiedener Weihnachtsbäume, alle von verschiedenen kirchlichen Vereinen, Kindergärten oder Krankenhäusern gebastelt.
Vom Kirchhügel wollte ich dann zum Strand fahren. Dafür gab es mehrere Strecken und ich konnte nur auf meiner Offlinekarte im Handy nachschauen. Natürlich zeigt die keine Erhebungen an. Und was war? Ich wählte die Route bei der ich über einen Hügel zur anderen Seite fahren musste. Alternativ gibt es noch den Weg an Meer und Hauptstrasse entlang. Diesen nahm ich dann auf dem Heimweg. Oben auf dem Hügel hatte ich noch eine tolle Aussicht bevor ich wieder eine steile Strasse hinunterfuhr. Als ich endlich am Strand ankam, hatte es dort nicht viele Menschen. Ich bin extra bis ganz nach hinten gefahren, um die Kitesurfer am hinteren Ende des Strands beobachten zu können. Es hatte auch den einen oder anderen, obwohl die Bedingungen nicht so gut waren. Insgesamt war dies ein toller Tag und ich musste für meine "Erlebnisse" noch nicht einmal Geld ausgeben. Ausser für die ausgezeichneten Fish & Chips, die ich mir in Strandnähe auf dem Rückweg als spätes Mittagessen gönnte.
Weiter ging es in den Abel Tasman National Park
Am späten Nachmittag des folgenden Tages ging es also weiter die Küste entlang Richtung Nationalpark, genauer gesagt nach Kaiteriteri im Abel Tasman Nationalpark. Dabei handelt es sich um den kleinsten Nationalpark Neuseelands, bekannt für seine goldgelben Sandstrände und unberührten Wälder. Ich habe mich dazu entschieden, diese Ecke mit dem Kayak zu entdecken, was ziemlich cool war. Wir sind in einer Bucht gestartet, sind die Küste entlang gepaddelt und schliesslich an einer anderen Bucht wieder an Land gegangen. Unterwegs sind wir am sogenannten Apple Split Rock vorbeigekommen. Dies ist einen Granitfelsen in der Tasman Bay, der aussieht wie ein halbierter Apfel. Insgesamt waren wir rund drei Stunden im Zweier-Kayak unterwegs und es war nach einer Weile schon recht anstrengend. Vor allem weil ich hinten sass und neben dem Paddeln auch das Steuern des Kayaks übernehmen musste.
Surfen in Neuseeland ist saukalt
Naja, man mag denken, dass mir das vorher schon klar war. Irgendwo war ich darauf ja auch gefasst. Dass es dann aber so kalt sein würde, habe ich nicht erwartet. Von Kaiteriteri brachte mich der Kiwi Bus nach Westport und wir stiegen alle im Bazil's ab, ein Hostel mit Surfschule. Ich war in einem ziemlich coolen Zimmer: 14 Betten, WC, kleine Küche und Sofaecke mit Fernseher und DVD-Player. Fast wie eine kleine Wohnung, nur dass ich die mit 13 anderen Reisenden teilen musste. Grundsätzlich waren das aber Leute aus dem Kiwi Bus und es war immer recht lustig. Besonders wenn wir dann mal wieder zusammen einen Film wie Twilight oder Final Destination schauten.
Für den Abend der Ankunft hat unser Busfahrer sich was ganz tolles einfallen lassen. Er hat uns mit dem Bus an den Strand gefahren, um dort am Lagerfeuer zu sitzen und ein paar Bierchen zu trinken. Wir mussten nur Holz sammeln gehen. Es hatte am Strand so viel Treibholz, dass wir nach einer kurzen Weile bereits eine Menge Feuerholz hatten. Bods, unser Busfahrer, machte Feuer und stapelte schon bald ordentlich Holz zusammen, dass wir eine riesiges Feuer hatten. Gemütlich sassen wir auf Holzstämmen um das Feuer herum und schwatzten bis es dunkel wurde. Bods hat dies in seiner Freizeit gemacht und ist damit einer der wenigen Busfahrer, die unbezahlt eine Aktivität für die Teilnehmer anbieten. Die nächsten Fahrer, die Westport anfuhren, haben dies nicht gemacht.
Am nächsten Tag schlief ich erstmal aus und machte mich nach Abreise des Kiwi Busses auf in Richtung Rezeption, um die Lage bezüglich Surfen auszuchecken. Brett und Wetsuit liessen sich mieten und nach dem Mittag würden sogar ein paar Leute zu einem Surfspot fahren. Da könnte ich gleich mitfahren. Super Sache! Während ich so darauf wartete, dass es endlich losging, lernte ich Daniela aus der Schweiz kennen. Sie würde auch mitkommen zum Surfen. Es wurde dann auch ziemlich lustig. Der halbe Minibus war mit riesigen Brettern belegt, so dass nicht jeder einen Sitzplatz hatte. Am Surfspot angekommen stellte ich fest, dass sie mir und Daniela je ein 9"0 Brett eingepackt hatten. Viel zu gross! Ich kam mir vor als würde ich mit einem Boot rauspaddeln. Zusätzlich waren die Bedingungen nicht wirklich gut und wir blieben mehrheitlich im Weisswasser. Ahja, und kalt war es. Sehr kalt. So um die 13 Grad.
Zwei Surfbretter und ein krüppeliger Anhänger
Am nächsten Tag wollten Daniela und ich wieder zum Surfen raus. Dieses Mal wollten wir aber nicht darauf warten bis die anderen mit dem Minibus nach dem Mittagessen rausfahren würden. Der Typ vom Hostel meinte, sie könnten uns zwei Velos geben und wir könnten dort die Surfbretter befestigen. Noch besser, sie hätten einen Anhänger für eines der Velos, auf den wir beide Bretter schnallen konnten. Hey, das klang doch mal nach einer super Idee. Damit könnten wir easy peasy zum Surfspot düsen und wären vollkommen unabhängig. In der Theorie klang alles mega toll. Rückblickend betrachtet war es zum Schreien komisch. Der Anhänger war befestigt an einem der rostigsten Velo, die ich jemals gesehen habe, die Gangschaltung ging nicht und der Anhänger war sehr schwer mit den beiden Surfbrettern drauf. Aso, und der Anhänger selbst hatte einen platten Reifen. Man kann sich also vorstellen, wie lange wir gebraucht haben bis wir endlich (!) am Strand ankamen.
Die Wellen waren sehr klein, wir dachten aber, wir müssen es probieren, da wir ja schon all diese Strapazen auf uns genommen hatten. Da es noch recht früh am Morgen war, war das Wasser noch kälter als am Tag zuvor. Wir hatten unsere Wetsuits montiert, uns aufgewärmt und die Surfbretter am Knöchel befestigt. Das erste Mal muss man sich gleich zu Beginn überwinden, wenn man mit den Füssen ins Wasser geht. Schon nach wenigen Minuten war die Kälte an den Füssen kaum auszuhalten. Schlimmer war nur die erste Welle, die Gesicht bzw. Kopf erwischt. Ich sage nur eins, danach bist du wach. Die Wellen waren zwar klein, ich hatte aber trotzdem jede Menge Spass. Ein paar kleine grüne Wellen konnte ich noch mitnehmen bevor wir uns nach fast zwei Stunden wieder auf die Velos schwangen und zum Hostel zurück radelten.
Später am Nachmittag sind wir nochmals mit den anderen mit dem Minibus rausgefahren. Der Spot war aber definitiv zu krass für mich. Die grünen Wellen waren monströs und es hatte eine starke Strömung, die alles zur Seite zog. Wir sind auch hier im Weisswasser geblieben. Insgesamt war es super wieder einmal auf dem Surfbrett zu stehen, auch wenn ich schon bessere Tage hatte. Auch das Hostel war cool. Die Hälfte der Südinsel hatte ich so dann auch schon fast erkundet.